Ingenieurekrise in Reschitza

VeloCity rekrutiert vor Ort nur mittleres Personal

Reschitza - So überraschend es in einer Stadt mit mehr als zweihundertjähriger Industrietradition klingen mag, wo zudem noch seit über 40 Jahren an der Hochschule Ingenieure ausgebildet werden: die zur Stunde erfolgreichste Fabrik der Stadt, das Fahrradmontagewerk VeloCity, wirbt sich seine leitenden Ingenieure aus Arad, Temeswar, Deva und Hermannstadt ab. Dies erklärte der Werkleiter Marius Mihăilă in einem Pressegespräch.

Man halte sich fest an die Tradition, das Personal bis zur mittleren technischen Ebene vor Ort bzw. im näheren Umfeld der Stadt Reschitza anzuwerben – und gegenwärtig läuft in Reschitza wieder so eine Aktion, in deren Rahmen die Belegschaft mittelfristig auf rund 450 Arbeitnehmer verdoppelt werden soll – aber die auf dem lokalen Arbeitsmarkt verfüg- und anwerbbaren Ingenieure sind für die Ansprüche von VeloCity „zu schlecht ausgebildet“.

Mihăilă: „Wir, das ist die gesamte Führungsebene von VeloCity, haben als Background die Automotive-Industrie. Zum Teil haben wir gemeinsam andere Werke, eben in der Zulieferindustrie des Automobilbaus, errichtet, die mit Erfolg funktionieren. Und in einem solchen Umfeld suchen wir uns dann auch weiterhin die Mitarbeiter der höheren technischen Ebene, weil die in der Regel gut ausgebildet und flexibel sind und auch genau wissen, um was es geht. So gehen wir auch vor, wenn wir demnächst das zweite Montagewerk in Reschitza – auf den fünf Hektar des städtischen Gewerbegebiets, die wir jüngst gepachtet haben – aufbauen.“

Reschitza leide unter einer „realen Krise“ an technisch gut ausgebildeten Ingenieuren, behauptet VelpCity-Direktor Mihăilă. Gutes Personal bis zur mittleren technischen Ebene sei zu dem Brutto-Durchschnittslohn, den VeloCity zu zahlen bereit ist – 1300 Lei/Monat – in Reschitza und Umgebung rekrutierbar, nicht aber gute Ingenieure, auch nicht zu einem entsprechenden Monatslohn. Beim Kapitel „Personalwesen/human ressources“ stehe man also nur bedingt gut da in der Reschitzaer Industrie.


Dies die Schlussfolgerung nach drei Jahren erfolgreichen Funktionierens von VeloCity und an der Schwelle zu einer angepeilten Verdoppelung der Kapazität: demnächst plant VeloCity, einen Ausstoß von einer Million Fahrrädern pro Jahr zu erreichen.

Marius Mihăilă: „Wir haben uns bislang keinen Augenblick das Problem gestellt, Personal von anderswo als aus dem Reschitzaer Raum anzuwerben, geschweige denn, die Produktion an einen anderen Ort oder gar in Billiglohnländer zu verlegen. Nur Ingenieure müssen wir uns für unseren Bedarf weiterhin ‘importieren’. Gute Ingenieure sind nach wie vor eine Seltenheit auf dem rumänischen Arbeitsmarkt, mit Sicherheit nicht nur in Reschitza. Und es geht wirklich nicht in erster Linie um Erfahrung im Beruf – die kommt mit der Zeit ohnehin – sondern um die Qualität der Ausbildung.“