Karansebesch – Ion Marcel Vela (PNL), der amtierende Innenminister, ist der erste Minister des Innern, der im Dezember 1989 zu jenen gehört hat, die sich der bewaffneten Macht entgegengestellt haben. Er befand sich, damals als Versicherungsagent, inmitten der Demonstranten, auf die in Karansebesch aus dem Gebäude der Miliz scharf geschossen wurde. Am Samstag war er wieder in Karansebesch, diesmal als Innenminister, und legte einen Kranz nieder am Denkmal, das dort errichtet wurde, wo 1989 demonstrierende Bürger von Mitgliedern der Karansebescher Miliz verwundet und getötet wurden.
Vela machte eine bisher beispiellose Geste eines Innenministers: er bat öffentlich um Vergebung „im Namen aller ehrbaren und patriotischen Polizisten“ für das, „was manche der Angestellten des Innenministeriums vor 30 Jahren getan haben, für Fehler Unwürdiger, die das Ministerium 1989 entehrt haben“.
„Ich habe gespürt, dass es an der Zeit ist, die Bürger Rumäniens um Vergebung zu bitten“, sagte Vela in seiner Gedenkrede. „Diese Worte mussten einmal gesagt werden. Für mich, heute Innenminister, ist es ein sehr wichtiger Moment, wieder hier zu stehen vor dem ehemaligen Sitz der Karansebescher Stadtmiliz, von wo aus auf uns geschossen wurde durch gedankenlose Milizleute. Egal, welche Straftaten sie aus heutiger Sicht damals begangen haben, egal, ob sie von der Justiz für ihre damaligen Taten inzwischen zur Rechenschaft gezogen wurden oder nicht: hier ist Blut geflossen, hier starben Bürger für ihre Freiheit. Das ist der Grund, weshalb ich hier und heute vor allen Rumänen um Verzeihung bitte für die Fehler von Individuen, die im Laufe der Jahre diesem Ministerium keine Ehre gemacht haben – einschließlich während der Revolutionstage vom Dezember 1989. Um eine bessere Welt zu errichten, müssen wir erst mal mit den Fehlern der Vergangenheit abrechnen. Nur auf dieser Basis können wir eine normale und schöne Zukunft Rumäniens aufbauen.“
Unterstrichen werden soll, dass Vela, im Kontext, nicht bloß für die „Fehler Unwürdiger“ vom Dezember 1989 um Verzeihung bittet, sondern auch für Taten, die „im Laufe der Jahre“ von „diesem Ministerium“ begangen wurden. Offen bleibt, ob der Kniefall des Innenministers, per extenso, auch für die Verbrechen der Miliz und der ihr zugeordneten staatlichen Unterdrückungsorgane (also auch der Securitate) ab der stalinistischen, der proletkultistischen und der Ceauşescu-Zeit zu verstehen ist.