Hermannstadt - Für jeden rumänischen Kulturliebhaber, aber nicht nur, sind das Schriftsteller-Ehepaar Ioana Nicolaie und Mircea Cărtărescu längst ein Begriff. An diesem Wochenende werden sich die beiden in Hermannstadt/Sibiu befinden und ihre jüngsten Veröffentlichungen vorstellen.
Nach ihren von Erfolg gekrönten Romanen findet Ioana Nicolaie mit „Noctiluca“ (Vellant Verlag 2023, ISBN 9786069802137) den Weg zurück zur Poesie. „Schließlich ist die Poesie Königin, ob wir sie sehen oder nicht. Sie kann in Lumpen stecken oder in einem Sanatorium für Nervenkrankheiten – es spielt keine Rolle, wo sie ist, denn sie ist immer noch diese außergewöhnliche Literaturgattung, die es verdient, geliebt zu werden. Ich bleibe der Poesie treu, ich werde sie nie aufgeben, denn sie drückt einen wesentlichen und zugleich einfachen Zustand aus: Man sitzt im Auto und sieht plötzlich etwas, das einen bewegt, zum Beispiel ein paar Stiefmütterchenblüten in der Erde am Straßenrand, die von den Arbeitern, die die Straßen reparieren, zusammengeharkt wurden. Das ist Poesie. Ich glaube, der Mensch wird mit einem poetischen Gehör geboren, genauso wie er mit einem musikalischen Gehör geboren wird. Und dieses poetische Gehör kann in sehr vielen Fällen eine Art absolutes Gehör sein“, erklärte Ioana Nicolaie im Interview für Dilema Veche 2016. Zehn Jahre blieb Ioana Nicolaie trotzdem der Dichtung fern, Zeitspanne, in der sie Prosa und Kinderliteratur veröffentlicht hat. Die Buchvorstellung findet am heutigen Freitag, dem 21. Juli, um 18.00 Uhr im American Corner im 5. Stock des B-Gebäudes der ASTRA-Bibliothek (Str. George Baritiu Nr.5) statt. Der Abend wird von dem Hermannstädter Schriftsteller Radu Vancu moderiert.
Der gleiche Radu Vancu wird am Samstag den 22. Juli 2023 um 19.30 Uhr im Rahmen des Musica-Ricercata-Festivals im Festsaal der ASTRA-Bibliothek sich im Dialog mit Mircea Cărtărescu befinden, ausgehend von dessen neustem Roman „Theodoros“ (Humanitas Verlag 2022, ISBN 9789735077242).
Mircea Cărtărescu, Träger des Thomas-Mann-Preises 2018, der international renommierteste zeitgenössische rumänische Schriftsteller, wurde 2022 mit dem FIL-Preis und in diesem Jahr mit dem Los Angeles Times Books Prize (für seinen Roman Solenoid) gekürt. „Beim Schreiben von Theodoros erlebte ich Liebesgeschichten, Heldengeschichten, grausame Geschichten, reale und phantastische, wollüstige und grausame Geschichten, die in verschiedenen geografischen Räumen und historischen Epochen spielen, die ich gerne mit Schärfe, aber auch mit einem ironischen Lächeln rekonstruierte. Ich habe mich in die verzweigten Schaubilder der Bibel, des äthiopischen heiligen Buches Kebra Nagast und unserer Alixandria vertieft und in ihnen allen eine erstaunliche und unendliche Ausdruckskraft gefunden“, erklärte der Schriftsteller über den Schaffensprozess seines jüngsten Romans.