Jahrhundertfeier: 1918 aus der Sicht der rumänischen Anwälte

Temeswar – Der Lehrstuhl für Öffentliches Recht der Temeswarer Rechtsfakultät, der Klausenburger Verlag „Argonaut” sowie der Verlag „Universul Juridic” aus Bukarest stellen am Freitag ab 15 Uhr im A01-Auditorium der West-Universität Temeswar zwei Bücher vor, die der Jahrhundertfeier Rumäniens gewidmet sind. Das erste Buch, von dem Temeswarer Anwalt Lazăr Gruneanţu gemeinsam mit seinem Klausenburger Kollegen Mirel Ionescu verfasst und im Argonaut-Verlag erschienen, beleuchtet den Beitrag der rumänischen Anwälte aus Siebenbürgen und dem Banat zur Vorbereitung und Durchführung der großen Volksversammlung von Karlsburg/Alba Iulia sowie deren Rolle bei der Einführung der rumänischen Verwaltung in den vom Königreich Ungarn erworbenen Provinzen. Der Band trägt den Titel „Contribuţia avocaţilor din Transilvania şi Banat la Marea Unire” und wurde mit der Unterstützung des Landesverbands der Anwaltskammern Rumäniens herausgegeben.

Ein besonderer Teil wird der Rolle der siebenbürgischen und Banater Anwälte bei der Übernahme und Neuordnung der Gerichte sowie bei der Einführung der Gesetzgebung des Altreichs in Siebenbürgen und im Banat gewidmet. Da ungarische, jüdische und deutsche Richter, Anwälte und Notare dem rumänischen König keinen Eid leisten wollten und teilweise nach Ungarn oder Österreich abzogen, mussten rumänische Anwälte, die das vorerst weiterhin gültige österreichisch-ungarische Rechtssystem kannten, einspringen und wurden zu Richtern und Notaren ernannt, bis sie Anfang der 1920er Jahre von aus dem Altreich kommenden Juristen abgelöst wurden. Vorgestellt wird dann auch der Lebensweg berühmter Anwälte aus den beiden Regionen, die sowohl in ihrem Beruf als auch in der Politik der Zwischenkriegszeit Karriere gemacht haben, so zum Beispiel Aurel Baciu, Coriolan Băran, Caius und Tiberiu Brediceanu, Aurel Cosma, Aurel Cosma Jr., George Dobrin, Lucian Georgevici, Petru Groza, Iuliu Maniu, Alexandru Marta, Teodor Mihali, Emil Monţia, Gheorghe Pop de Băseşti u.a.
Der zweite Band, im Bu-karester Fachverlag „Universul Juridic” erschienen, geht auf die Archivarbeit des leidenschaftlichen Hobbyhistorikers Lazăr Gruneanţu zurück. Als er für sein 2017 erschienenes Banater Lexikon der Anwaltschaft geforscht hatte, entdeckte er die Memoiren und Tagebücher der Banater Anwälte Mihail Grop{ianu (1869 - 1952), Ilie Gropşianu (1880 - 1942) und Pompiliu Ciobanu (1878 - 1962). Alle drei hatten an den Ereignissen der Jahre 1918 und 1919 Anteil genommen und später ihre Erinnerungen niedergeschrieben, so zum Beispiel an die Vorbereitung der Versammlung von Karlsburg oder an die Tage der ungarischen Revolution im Herbst 1918. Unter dem Titel „Trei avocaţi bănăţeni despre Marea Unire” veröffentlicht Gruneanţu nun Auszüge aus den Memoiren und Tagebüchern der drei Anwälte und ergänzt diese mit einer umfassenden Dokumentation, die die von den Autoren erlebten Ereignisse in den richtigen historischen Kontext einordnen.

Bei der Vorstellung am kommenden Freitag werden neben den Autoren der Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht der Temeswarer Rechtsfakultät, Dozent Dr. Cristian Clipa, sowie der Historiker Dr. Vasile Duda{ das Wort ergreifen.