„Jeder Erfolg ist stufenartig“

Die Schülerinnen und Schüler des „Liceul Teoretic Onisifor Ghibu“ mit ihren Diplomen gemeinsam mit ihren Lehrerinnen sowie Annette Richter-Judt (ZfA) und Sven Kunert, Vizekonsul der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt. Foto: Aurelia Brecht

Hermannstadt – Vergangene Woche wurde den 26 Schülerinnen und Schülern des „Liceul Teoretic Onisifor Ghibu“, die dieses Jahr die Prüfung zum Deutschen Sprachdiplom I (DSD I) abgelegt haben, ihr Diplom ausgehändigt: Auch Sven Kunert, Vizekonsul der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt, war anlässlich der Übergabe anwesend und betonte in seiner Rede an die Schülerinnen und Schüler den Vorteil, den das Erlernen der deutschen Sprache gerade in der Region Siebenbürgen, vor allem im Bereich der Wirtschaft biete. Das Diplom entspricht im sechsstufigen europäischen Referenzrahmen für Sprachen dem B1-Niveau. Diese Stufe befähigt die Absolventen, über Alltagsdinge zu sprechen, wie beispielsweise das Familienleben, die Freizeit, Sport oder Hobbys. Die Schülerinnen und Schüler, die das Diplom erwerben, sind zwischen 14 und 16 Jahre alt; die Prüfung besteht, wie alle Prüfungen des europäischen Referenzrahmens, aus schriftlichen und mündlichen Prüfungen: Dazu gehören Leseverstehen, Hörverstehen, schriftliche Produktion von Texten und das Sprechen. Neu ist, dass die DSD-I-Prüfung in diesem Jahr zum ersten Mal an der DSD-Schule „Onisifor Ghibu“ durchgeführt wurde, wo bereits seit vielen Jahren das DSD-II-Diplom angeboten wird. Dieses Diplom, das einem höheren Sprachniveau von B2 bis C1 entspricht, ermöglicht es Schülerinnen und Schülern, sich in Deutschland an einer Universität zu bewerben; es wird in der Regel zwischen dem 16. und 18. Lebensjahr erworben. Mit der Einführung des DSD-I-Diploms aber kann ein Einstieg in die Sprache erleichtert werden und der weitere sukzessive Spracherwerb besser gelingen. Das Diplom verschafft den Schülerinnen und Schülern einen ersten Zwischenstand, den Zugang zur Sprache und eröffnet zugleich weitere Lernwege: Auch mit dieser Stufe kann man die Studierfähigkeit für deutsche Universitäten erlangen, indem man sich zunächst an einem Studienkolleg in Deutschland bewirbt und dort ein weiteres Jahr Deutsch lernt. Auch ein Einstieg in die deutschsprachige Arbeitswelt ist mit diesem Niveau bereits möglich. Annette Richter-Judt, Fachberaterin für Deutsch (Hermannstadt/Temeswar), im Auftrag der Zentralstelle für Auslandsschulwesen (ZfA) sieht die Einführung des DSD-I-Diploms an den Schulen als richtigen Schritt für ein erfolgreiches und motivierendes Lernen: „Jeder Erfolg ist treppen- oder stufenartig. Wir fangen ja, wenn wir irgendeine Kompetenz erwerben wollen, nicht an, uns die Latte ganz hoch zu legen, sondern wir überlegen, welche Schritte gegangen werden müssen, um dann irgendwann die höchste Stufe zu erlangen.“ Durch eine größere Bandbreite an Niveaus könne man besser auf unterschiedliche Schülerbedürfnisse und -möglichkeiten eingehen. An insgesamt fünf Schulen in Hermannstadt ist deswegen das DSD-I-Diplom, das einen leichteren Einstieg und den ersten Zugang zur Sprache ermöglicht, eingeführt worden: Außer dem „Liceul Teoretic Onisifor Ghibu“ gibt es das DSD I nun auch am „Colegiul Național „Gheorghe Lazăr“, dem „Colegiul Na]ional Pedagogic Andrei Șaguna“, dem „Colegiul Tehnic Energetic“ sowie dem „Colegiul Național Octavian Goga“. Die Lust am Sprachenlernen ist damit erst einmal geweckt – alle weiteren Schritte liegen bei den Schülerinnen und Schülern: Einen Mosaikstein ihrer Zukunft halten sie aber schon in den Händen.