Kabelhersteller ziehen Mehedinţi vor

Sumitomo Electric Bordnetze (SEBN) an Orawitza nicht mehr interessiert

Orawitza - Der Hersteller von elektrischen Bordnetzwerken für die Automobilindustrie SEBN hat in Karansebesch-Buchin gute Erfahrungen gemacht und dort, laut Angaben des Rathauses, gut 2000 Arbeitsplätze geschaffen, wo nicht nur Arbeitnehmer aus der Kleinstadt, sondern auch aus einem weiteren Umfeld als Pendler beschäftigt sind. Im Zuge des Ausbaus seiner Produktionstätigkeit sah sich SEBN nach einem weiteren Standort im Banater Bergland um und liebäugelte längere Zeit mit Orawitza, das, oberflächlich gesehen, über ein ähnliches Einzugsgebiet wie Karansebesch verfügt.
500 Arbeitsplätze sollten erst einmal geschaffen werden, sickerte im Laufe der Gespräche mit den Vertretern des Orawitzaer Rathauses durch, die sich über mehrere Monate hinzogen. Wie der Orawitzaer Bürgermeister Dumitru Ursu jetzt bekannt gab – er ist selber einer, der aus der Privatindustrie ins Rathaus zog, also mit der Denkweise ausländischer Investoren halbswegs vertraut sein musste – hatte er sich bereits Hoffnungen auf eine Wiederbelebung der Stadt durch die Ansiedlung des größten Arbeitgebers der Region gemacht und an einen ähnlichen Effekt gedacht, wie ihn Neumoldowa erlebt seit der Ansiedlung von Delphi Packard vor etwas mehr als drei Jahren.

„Die Vertreter von Sumotomo haben einen Standort gefordert, der mindestens 12.000 Quadratmeter groß sein sollte“, erzählt der Orawitzaer Bürgermeister Ursu, „und unseren Berechnungen nach hätte allein die Errichtung der Produktionshallen um die drei Millionen Euro gekostet. Für den Moment haben wir allerdings keinen entsprechend großen Standort in unserer Bergstadt finden können und Nachfragen ergaben, dass zum gegebenen Zeitpunkt auch keiner von den durch uns kontaktierten Unternehmern bereit war, die genannte Summe für die Errichtung des Produktionsstandorts zu investieren. Deshalb hat die Stadtleitung entschieden, dafür einen Kredit aufzunehmen und die Halle(n) auf ihre Kosten aufzubauen – um sie anschließend an Sumitomo zu vermieten. Ich fuhr nach Bukarest, um einen Garantiebrief der Regierung für die Kreditaufnahme zu bekommen. Das war nötig, weil meine Vorgänger die Stadt für die kommenden 17 Jahre überschuldet haben.“

Die Stadt senkte die ursprüngliche Mietforderung von 2,8 auf 2 Euro/Quadratmeter (plus die Mehrwertsteuer) „und wir haben alle anderen Fazilitäten angeboten, die uns die Gesetzgebung erlaubt“, versichert Bürgermeister Ursu den Medien. Allerdings kam mitten in den – zugegeben, in Rumänien schwierigen und überbürokratisierten – Vorbereitungen der Stadt ein Schreiben von SEBN, aus dem der Bürgermeister zitiert: „... unsere Konkurrenz verfügt über einen Standort für ungefähr 1000 Arbeitnehmer in etwa 50 km Entfernung von Orawitza (es geht um Delphi Packard in Neumoldowa/Moldova Nou² – Anm. wk), sodass die Auswahlbasis für Anstellungen in Ihrem Raum beschränkt bleibt; zudem fehlt dort Erdgas – und für unsere Firma ist Erdgas eine der thermischen Standardenergien.“
Vor die Medien ging Bürgermeister Ursu in erster Linie, um den Gerüchten entgegenzuwirken, dass er schuld sei an der Tatsache, „dass die Japaner nicht mehr nach Orawitza kommen.“ Ursu: „Dass man mir jetzt nachsagt, ich habe mit Desinteresse die Absichten der Japaner behandelt, das ist zumindest ungerecht. Deshalb meine Bitte: Wer meint, die Stadt hätte nicht alles getan, um die Investoren gastfreundlich zu empfangen und zur Ansiedlung zu überzeugen, der soll sich um direkte Auskunft bei Sumitomo bemühen!“