Unter der Leitung von Andrea Scherf, ehemaligen ifa-Kulturmanagerin des Deutschen Forums in Sathmar, und des Fotografen Sebastian Scholz fand vom 20. bis zum 28. Juli unter dem Motto „Learning by doing“ ein Fotoworkshop in Sathmar/Satu Mare statt. Neun Jugendliche bereisten unter der Anleitung der beiden Chemnitzer den ganzen Kreis, mit dem Ziel, sich kreativ mit der sathmarschwäbischen Geschichte und Architektur in Wort, aber vor allem Bild auseinanderzusetzen. Nun sind die Ergebnisse für die breite Öffentlichkeit zugänglich.
Noch ganz müde sitzen Timea Pop, die Geschwister Helga und Roland Lieb sowie Karla und Alexandra Onciu, Vlad Balaşa, Réka Tolgyi, Stefanie Kaiser und Sebastian Chilintan im Seminarraum des Kulturtreffpunkts der Sathmarer Schwaben. Es ist neun Uhr morgens und Ferienzeit, aber sie alle haben sich aus dem Bett gequält, weil sie sich für den Fotoworkshop „Sathmar belichtet“ eingeschrieben haben und keine Minute verpassen wollten. Bei dem Workshop sollten sie fotografisches Wissen mit auf jenen Weg bekommen, der sie durch 25 Ortschaften im Kreis Sathmar führen sollte. Doch am ersten Tag hieß es erst einmal, etwas theoretisches Wissen aufzusaugen: Wie kann ich mit einfachen technischen Tricks gute Bilder mit meiner Digitalkamera schießen? Was kann eine durchdachte Bildkomposition bewirken? Wie nutze ich das vorhandene Licht? Welchen Einfluss hat die Belichtungsdauer bzw. Verschlusszeit? Doch nicht nur die Kunst des Fotografierens stand an jenem Donnerstag auf dem Programm. Johann Forstenheizler, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen Kreis Sathmar, stellte den Jugendlichen kurz die Geschichte der sathmarschwäbischen Ortschaften vor, schließlich sollten die angehenden Fotografen ihr Augenmerk auf Postkartenmotive der ausgewählten schwäbischen Ortschaften im Kreis legen, denn entstehen sollten tatsächlich Ansichtskarten der Städte und Dörfer. Doch nicht nur das: Um auch mediale Kompetenzen der Jugendlichen zu fördern, sollte ein Blog mit den besten Fotos und Geschichten unterwegs entstehen.
Die Idee, dass man zu sathmarschwäbischen Ortschaften im Kreis Sathmar für Jugendliche ein Projekt organisieren sollte, entstand bereits letztes Jahr im August, sagt Andrea Scherf. Johann Forstenheizler, Josef Hölczli (Geschäftsführer des Deutschen Forums in Sathmar) und Andrea Scherf waren sich darüber einig, dass man zum 300-jährigen Jubiläum der Ansiedlung der Sathmarer Schwaben die Eigentümlichkeiten der sathmarschwäbischen Ortschaften im Kreis Sathmar herausstellen sollte. Im Juni diesen Jahres nahm das Vorhaben konkrete Gestalt an: Um die Geschichte und Sehenswürdigkeiten der Orte zu sammeln, sollten die Ortsforen selbst Recherchen und Texte zusammentragen. Um die Besonderheiten der Orte schwäbischer Ansiedlung optisch einzufangen, sollte ein Fotoworkshop organisiert werden.
Sogleich wurden die Ärmel hochgekrempelt, um unter der finanziellen „Schirmherrschaft“ des Instituts für Auslandsbeziehungen e. V. einen Fotoworkshop für Jugendliche anzubieten, der zum Ziel hatte, dass sich neun Sathmarer Jugendliche mit der Fülle 25 sathmarschwäbischer Ortschaften auseinandersetzen und sich dabei auch Kenntnisse über das Fotografieren aneignen, die sie sofort in die Praxis umsetzen sollten.
Und das taten die neun Schützlinge von Andrea Scherf und Sebastian Scholz vom ersten Tag des Workshops an: Direkt nach den theoretischen Einführungen ging es auf Jagd nach Motiven in der Stadt Sathmar. In den acht darauf folgenden Tagen führte die Foto-Tour durch Bildegg, Burlescht, Darotz, Erdeed, Fienen, Glashütte, Großkarol, Großmaitingen, Josefhausen, Kalmandi, Kaplau, Petrifeld, Sagasch, Schamagosch, Schandern, Scheindorf, Schinal, Stanislau, Sukunden, Terebescht, Terem, Trestenburg, Turterebesch und Unterhamroth. Was die Teilnehmer und die Workshopleiter unterwegs erlebten und fotografierten, gibt es nun im Internet zu sehen und nachzulesen, und zwar auf dem Blog sathmar-belichtet.blogspot.com, der weiter auf die Blogs aller Akteure führt.
Trotz kontrastreicher Wetterlagen – zwischen tropischer Hitze in Scheindorf und Regen in Glashütte – und der „Geschwindigkeit“ mit der die Eindrücke von bis zu fünf Orten am Tag nicht nur fotografisch eingefangen wurden, waren die Teilnehmer des Workshops begeistert: „Ich habe viel Neues über das Fotografieren gelernt und der Workshop machte mir großen Spaß“, sagt die Studentin Timea Pop. Am tollsten fand Vlad Bala{a, Schüler des Johann- Ettinger-Lyzeums in Sathmar, den Besuch im schwäbischen Museum in Petrifeld: „Im Museum habe ich viele interessante Antiquitäten gesehen, die auch meine Großmutter und meine Urgroßeltern besaßen“. Die aussagekräftigste Fotografie eines jeden der 25 Orte wird derzeit als Postkarte gedruckt und kann in Kürze verschickt werden (zu beziehen über das DFD Sathmar). Auch ein Kalender mit Ortsmotiven aus dem Kreis Sathmar ist für das Jubiläumsjahr geplant.