Karansebesch will Stadt bleiben

Eine politisierte Variante des Streits um des Kaisers Bart

Karansebesch - Nachdem der PSD-Abgeordnete Ioan Benga am Rande der Januartagung des Reschitzaer Stadtrats – dessen Mitglied er einst war – erklärt hatte, dass er im Parlament für den Vorschlag eines Mitglieds seiner Fraktion stimmen werde, dass im Rahmen der Regionalisierung die Zahl der Städte Rumäniens zu reduzieren ist auf jene Ortschaften, die mehr als 50.000 Einwohner haben, kam dieser Tage eine heftige Reaktion aus Karansebesch – das aufgrund eines solchen Vorschlags seinen Stadtstatus verlieren würde.

Ion Marcel Vela, Bürgermeister von Karansebesch und einer der zahlreichen PNL-Vizepräsidenten auf Landesebene, verschickte an die Medien ein geharschtes Kommuniqué, in welchem es u. a. heißt: „Wir leben in einem demokratischen Land und folglich sind die Meinungen der Menschen zu respektieren. Nicht aber die wirren und abwegigen. Ich hoffe, die Meinung des Abgeordneten Benga ist eine strikt persönliche. Auf alle Fälle hat sie keinerlei Beziehung zur Meinung der USL-Koalition, mit dem Regierungsprogramm der Koalition, steht auch in keinem Bezug mit irgendwelchen Diskussionen, Vorschlägen, Verhandlungen oder Analysen der PSD innerhalb der Regierungskoalition USL mit Bezug auf die Dezentralisierung – ich bin Teil jenes Teams und müsste das wissen.“

Vela gehe davon aus, dass Benga auf eigene Faust, ohne vorherige Konsultation mit seinen Parteikollegen, vorgeprescht sei, und auch „ohne sich zu beraten mit seinen PSD-Kollegen aus den anderen sieben Städten des Banater Berglands, welche nach seiner didaktisch-politischen Vision in Gemeinden zu verwandeln wären“. Und Vela schließt sein Kommuniqué mit einem Lob der Vorzüge von Karansebesch, von denen der PSD-Abgeordnete und ehemalige Physiklehrer Benga wohl noch nichts gehört habe: „Ich hoffe, dass er schon mal gehört hat vom römischen Munizipium, auf dem Karansebesch steht, vom ältesten orthodoxen Bistum von hier, um nicht weiter zu reden von der 530jährigen Tradition der pädagogischen Ausbildung in Karansebesch. Deshalb fordere ich ihn auf, sich zu entschuldigen und sich zu distanzieren von jener Erklärung, die jenseits jeder Realität liegt und in keiner Beziehung steht mit der USL. Sollte er noch einmal eine solche Erklärung von sich geben, dann werden wir nicht zögern, öffentlich seinen Rücktritt ehrenhalber von seinem Stuhl als Abgeordneter von Karasch-Severin zu fordern.“

Einerseits schlägt die Erklärung des PSD-Abgeordneten Benga nun richtig Wellen im Wasserglas und im Internet formiert sich eine Unterstützerfraktion von Vela, die ihn anfeuert wie bei einem Boxkampf („Gib’s ihm, Vela!“), andrerseits erinnern sich bei dieser Gelegenheit manche, mit welchen Tricksern seinerzeit Velas Vorgänger, der inzwischen verstorbene Ioan Mura (PNŢCD), die Regierung überzeugt hat, Karansebesch vom Rang einer Stadt zum Munizipium zu erheben – indem in erster Linie falsche Angaben über die Bevölkerungszahl eingereicht wurden. Letztendlich geht es aber im kleinen Lokalstreit um des Kaisers Bart bloß um jenen Zug typischer Frustriertheit und gekränktem Lokalpatriotismus, der aus einer Stadt kommt – Reschitza –, die auch nach fast 24 Jahren keine Wende in den Köpfen der Politiker geschafft hat und immer noch auf Geld und Veränderungen von Oben hofft.