Temeswar – Zu Beginn des neuen Schuljahres machte der Temeswarer Bürgermeister Nicolae Robu Schülern und Lehrerschaft im Hof des Banater Nationalkollegs Hoffnungen auf einen Ankauf des alten Notre-Dame-Schulkomplexes, der nun schon seit Jahren dieses und das Dositei-Obradovici-Lyzeum beherbergt. Nun gab die Stadtverwaltung bekannt, dass aus dem geplanten Ankauf nichts wird. Die Verhandlungen zwischen Vertretern der Stadtverwaltung und Vertretern der römisch-katholischen Diözese Temeswar/Timişoara, als Bevollmächtigte des Eigentümers, der Ordensgemeinschaft der „Armen Schulschwestern Notre Dame“, wären, hieß es, wegen dem Verkaufspreis geplatzt. Folglich blieb der Stadt keine andere Lösung übrig, als einen neuen Mietvertrag bis November 2016 mit einer Monatsmiete von 15.000 Euro für beide Schulgebäude auszuhandeln und zu schließen.
Bekanntlich hat die Stadt in der Zeitspanne 2012-2015 der römisch-katholischen Ordensgemeinschaft , der dieser wertvolle Schulkomplex in der Temeswarer Josefstadt, 16.Dezember-Straße Nr. 26, schon nach der Wende rückerstattet wurde, eine Monatsmiete von 21.250 Euro für die beiden Schulgebäude gezahlt. Ein Kaufangebot wurde von der Diözese, der Bevollmächtigten des Eigentümers, im Prinzip angenommen, mit der Bedingung, dass diese Gebäude auch weiterhin zu Schulzwecken genützt werden. Die seit Anfang der Verhandlungen bestehenden Uneinigkeiten über Marktwert und Verkaufspreis sollten bis heute die Haupthürde in dieser Transaktion bleiben. Gemäß einer von der Diözese angeregten technischen Fachexpertise wurde der Marktwert der beiden Gebäude auf zirka 29,5 Millionen Lei bzw. nahezu 6,6 Millionen Euro geschätzt. Dieser Preis war damals und scheint auch heute den Temeswarer Stadtvätern etwas hochgeschraubt zu sein. Eine von der Stadt durchgeführte Expertise hatte nämlich einen kleineren Marktwert ergeben. Der Notre-Dame-Gebäudekomplex gehört heute noch zu den schönsten Stücken des wertvollen geschichtlichen Bauerbes der Begastadt (über 14.500 Altbauten). Der Komplex wurde auf einem großzügigen Gelände in der Josefstadt 1880-89 in der Zeit des Bischofs Alexander Bonnaz gegründet und erbaut. Die ersten sechs Ordensschwestern waren schon 1858 aus Bayern nach Temeswar gekommen. Der Komplex umfasste das Anstaltshaus des Instituts, die Klosterkirche und mehrere Schulgebäude (Kindergarten, Volksschule, Mädchengymnasium, Lehrerinnenbildungsanstalt).
Hinzu kamen noch weitere Klosterschulen in Temeswar und in zahlreichen Banater Ortschaften. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zählten die Lehranstalten 716 Schülerinnen. 1948 wurde der Komplex vom rumänischen Staat enteignet, der Orden aufgelöst. Nach der Wende wurde 2003 ein erster Versuch der Wiederbelebung mit der Gründung eines römisch- katholischen Kindergartens gemacht. Man erinnert sich auch an ein anderes Paradebeispiel: Bis 2014 bezahlte die Stadtverwaltung der jüdischen Gemeinde monatlich eine horrende Mietsumme von 30.000 Euro für die Nutzung des Gebäudes des Kunstlyzeums im Stadtzentrum. Das Problem ist nun durch die Umsiedlung in ein anderes Schulgebäude der Stadt irgendwie gelöst, jedoch kaum zur Zufriedenheit der Schüler und Lehrerschaft. Obwohl die vorgenannte Initiative der Stadtverwaltung, den wertvollen Schulkomplex ankaufen zu wollen, diesmal nicht geklappt hat, ist dieses Vorhaben der Stadtväter, wertvolles historisches Baugut wieder dem seit der Wende verarmten Stadtpatrimonium zuzuführen, höchst begrüßenswert.