Kein entweder – oder, sondern bauen

Von der Pressekonferenz des DFDR-Abgeordneten Ovidiu Ganţ

Hermannstadt - Die Tätigkeit im Parlament und die neue Regierung Ponta waren Themen der Pressekonferenz, die der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Ganţ am Donnerstag im Hermannstädter Forumssitz gehalten hat. Angesprochen wurden aufgrund von Fragen der Journalisten desgleichen die Problematik des deutschsprachigen Unterrichts und des dualen Ausbildungssystems sowie der Verkehrsinfrastruktur. Bekannt gegeben hat MdP Ganţ, dass er am 2. und 3. April in Berlin das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien bei der Sitzung der gemischten deutsch-rumänischen Regierungskommission für die Fragen der deutschen Minderheit repräsentieren wird, als Mitglied der Parlamentskommissionen für Außenpolitik sowie den Schengen-Beitritt aber auch Gespräche zu europapolitischen Themen mit einer Reihe Bundestagsabgeordneten führen werde.

Aus dem Parlament berichtete der DFDR-Abgeordnete über den Beschluss des DFDR, das neue Kabinett Ponta im Rahmen der Fraktion der nationalen Minderheiten zu unterstützen, ohne sich an der Regierung zu beteiligen. Unterzeichnet wurde vom Fraktionsleiter Varujan Pambuccian ein Kooperationsprotokoll mit Premier Victor Ponta, mit diesem auch als dem Vorsitzenden der wichtigsten Regierungspartei, nicht aber mit den anderen Koalitionspartnern. Die Minderheitenfraktion sichert der Regierung Unterstützung im Parlament und in der europäischen Politik zu und erwartet im Gegenzug die Förderung des Unterrichts in den Sprachen der Minderheiten, von kulturellen Projekten sowie der Bewahrung des Kulturerbes. Das Protokoll sieht keine Verpflichtungen vor was Europa- oder Präsidentschaftwahlen angeht, auch steht es den Minderheitenorganisationen frei, sich auf lokaler Ebene politisch zu positionieren.

In Berlin werde er für die Fortführung und Erweiterung des Lehrerentsendeprogrammes plädieren, erachtet es aber als notwendig, dass die Regierung etwas unternimmt, den Mangel an deutschsprachigen Erziehern zu decken, erklärte MdP Ganţ. Das Hauptproblem der deutschsprachigen Bildungseinrichtungen ist der große Schülerandrang und das Fehlen der Lehrer, weshalb MdP Ganţ an die Universitäten appellierte, die Zahl der gebührenfreien Plätze in den Abteilungen für Lehrerausbildung mit deutscher Unterrichtssprache zu erhöhen und diese Abteilungen auch finanziell zu unterstützen, statt zu erwarten, dass das Deutsche Forum Sponsoren hierfür sucht. Universitäten und Bildungsministerium sollten sich nach den Anforderungen des Arbeitsmarkts orientieren, statt inflationär Fachleute zu produzieren, die potenzielle Arbeitslose sind. Was das duale Ausbildungssystem angeht, so handele es sich sowohl um eine Mentalitäts- als auch eine Marketingfrage: In kommunistischer Zeit haben die Eltern den künftigen Wohlstand ihrer Kinder an einen Hochschulabschluss gebunden, was damals richtig war. Angesichts des Zuwachses an dubiosen Universitäten bietet ein Hochschulabschlussdiplom jedoch keine Garantie mehr für bessere Chancen am Arbeitsmarkt. Die großen Investoren sollten auf der Suche nach Mitarbeitern auf die Gemeinschaften im Umfeld der Unternehmen zugehen und ihnen die Vorteile und beruflichen Chancen einer Fachausbildung vorstellen, so MdP Ganţ. Die Unternehmer können selbst duale Ausbildungsstätten anbieten, es sei jedoch Aufgabe des Staates, dergleichen zu unterstützen.

Betreffend die Debatte um die Fortsetzung der Autobahn von Hermannstadt/Sibiu, verstehe er nicht, warum man entweder über die Richtung Piteşti oder die Richtung Kronstadt/Braşov spricht, denn gebaut werden müssen beide. Ob gleichzeitig oder sukzessiv ist egal, Hauptsache, es wird endlich damit begonnen. Im Rahmen des Paneuropäischen Verkehrskorridors IV ist die Strecke Hermannstadt – Piteşti vorgesehen, um die Verbindung von Mitteleuropa zum Balkan herzustellen. Hierfür wurden EU-Mittel veranschlagt und es gibt keinen Grund, diese nicht abzurufen um die Autobahn zu bauen, und zwar nicht bloß, weil Dacia Piteşti ein strategischer Investor ist. Diese Autobahnstrecke schließe aber jene nach Kronstadt nicht aus, das für die Wirtschaftsentwicklung ebenfalls wichtig ist und eine Anbindung an Mitteleuropa haben müsse, sagte der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Ganţ.