Temeswar (ADZ) – Chris Torch, ehemaliger künstlerischer Leiter des Temeswarer Kulturhauptstadt-Vereins, greift nun den inzwischen berufenen Vereinsvorsitzenden Horatiu Rada an und warnt, dass die Stadt auf eine Katastrophe zusteuere. Nachdem Rada unlängst erklärt hatte, dass der Verein dringend sein Team aufstocke, das Kulturprogramm fertigstellen und die Temeswarer über das bevorstehende Kulturhauptstadt-Jahr informieren müsse, sagt Torch, dass ein Kulturprogramm bereits existiert und dass dieses zweieinhalb Jahre lang unter seiner Leitung entsprechend vorbereitet wurde. Auch entspräche dieses Programm dem Budget, den der Vereinsvorstand versprochen hatte.
Darüber soll Rada ganz genau informiert gewesen sein, da er ja dem Vereinsvorstand angehört hatte, so dass er nicht erklären könne, dass das Programm zu erstellen sei. Entworfen wurde es von einem Team von Fachleuten, die allen finanziellen und verwaltungstechnischen Schwierigkeiten getrotzt haben. Das Projekt der Kulturhauptstadt habe nicht unter Radas Führung begonnen, sondern viel früher, sagt Torch. Dem Geschäftsmann Rada sei jedoch anzulasten, dass er bedeutende Mitglieder dieses Fachleute-Teams dazu gebracht habe, das Projekt aufzugeben und ihre Stellen zu kündigen und diese mit wenig Qualifizierten ersetzt habe.
Obwohl seine Primäraufgabe die Heranziehung von Sponsoren gewesen wäre, habe sich Rada nicht darum gekümmert, sondern sich in die Aufstellung des Kulturprogramms eingemischt, ohne aber über die notwendigen Kenntnisse zu verfügen. Torch, der seinerzeit von zahlreichen Temeswarer Kulturschaffenden kritisiert wurde und vor etwa einem Jahr seinen Hut genommen hat, wirft dem Vereinsvorsitzenden nun vor, dass er Sinn und Zweck einer Europäischen Kulturhauptstadt nicht begreife und am ursprünglichen Konzept überhaupt kein Interesse habe, obwohl man mit genau diesem Konzept den Titel gewonnen hatte. Nun soll Rada über die Vermarktung des Reiseziels Temeswar schwafeln, doch die Internetseite des Vereins verfüge nicht einmal über eine englischsprachige Variante. Und dann sei auch noch das gravierende Problem der ausbleibenden Finanzierung, der Staat steuere einfach kein Geld bei. Deshalb stünden der Vereinsvorsitzende und das gesamte Kulturhauptstadt-Projekt vor einer Katastrophe. Die Oberflächlichkeit der Vereinsleitung und der Wunsch, das ganze Programm zu persönlichen Vermarktungszwecken auszunutzen, seien die Gründe hierfür, so Chris Torch.
Wie die ADZ berichtete, hatte auch der ehemalige Ehrenvorsitzende des Vereins, Ioan Holender, in einem an Bürgermeister Nicolae Robu gerichteten offenen Brief vor einem Desaster gewarnt und diesen aufgefordert, schnellstens einzugreifen. Robu sagte, dass das gesamte Projekt seit Anfang an politisch boykottiert wurde, jedoch er mit der Arbeit des Vereins im Großen zufrieden sei, auch wenn Rada einige Fehler in der Personalpolitik gemacht habe.