Orawitza/Bukarest - Drei Tage nach den pompösen Feierlichkeiten zur 150. Jungfernfahrt auf der Eisenbahnlinie Orawitza- – Anina und den vielen vor Demagogie strotzenden Reden wollte die Nationale Eisenbahngesellschaft CFR an der Bukarester Warenbörse (BRM) neuerlich die Strecke verpachten oder verkaufen, weil sie als „nicht-interoperabel“ gilt.
Die Gebirgsbahn – von ausnahmslos allen Rednern in nonchalanter Geschichtsfälschung als „älteste Eisenbahnlinie Rumäniens“ (statt wenigstens: „des heutigen Rumänien“ zu sagen) gerühmt – kam zusammen mit anderen 15 Eisenbahnstrecken unter den Hammer. Aus dem Banater Bergland wollte CFR auch die Strecke Karansebesch – Băuţar loswerden. Die beiden technisch und historisch wertvollen Banater Eisenbahnlinien (mit hohem touristischem Potenzial) fanden auch bei der „XV. Etappe der Ausschreibungen“ (so das Kommuniqué der Eisenbahnverwaltung CFR vom vergangenen Dienstag) an der Warenbörse keine Interessenten.
CFR möchte – als Mindestforderung – die Bahnstrecken für vier Jahre verpachten und stellt dazu einige Bedingungen, unter anderen die „Verpflichtung der zu Ausschreibungssiegern Erklärten, das CFR-Personal während der Pachtzeit nicht zu reduzieren, damit das minimale Sozialpaket vom Stichtag der Verpachtung gesichert ist“. Sonst wären ziemlich hohe Abfindungen fällig.
Fakt ist, dass bei der öffentlichen Versteigerung niemand Interesse gezeigt hat an der Bahnlinie, die – durch schlechtes Management, jahrzehntelang unterlassene Instandhaltungsarbeiten u. a.) monatliche Verluste von über 100.000 Lei schreibt.
Dass der XV. Verpachtungs- und Verkaufsversuch von „nicht-interoperablen Eisenbahnlinien“ an der BRM, organisiert aufgrund des Regierungsbeschlusses 642/2011, erfolglos verlief, wäre für die „Banater Semmeringbahn“ grundsätzlich nicht weiter schlimm, wenn bei den informellen Gesprächen anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten in Orawitza und Anina nicht mitgeklungen hätte, dass man es sich bei der Eisenbahnverwaltung immer ensthafter überlegt, die Strecke einfach aufzugeben. Und sogar abzumontieren und das resultierende Alteisen zu verkaufen. Diese Überlegungen werden wohlweislich vor der Öffentlichkeit geheimgehalten, doch auch die vierköpfige „Initiativgruppe zur Rettung der Banater Semmeringbahn“ spricht hinter vorgehaltener Hand und zunehmend alarmiert von dieser Möglichkeit, während die Abwesenheit von Kreisratschef Sorin Frunzăverde bei den Feierlichkeiten am vergangenen Wochenende in gewissen Kreisen des Banater Berglands ebenfalls mit der Aussichtslosigkeit von Rettungsversuchen dieser Bergbahn erklärt wird – von der er vor kaum einem halben Jahr schon mal schwor, niemals zuzulassen, dass sie verschrottet wird.