Reschitza – In sozialistischer Zeit hatten die Reschitzaer begonnen, die sanften Hügel an der Ausfahrt von Reschitza Richtung Karansebesch an der Nationalstraße DN 58A als Schrebergärten zu nutzen, und diejenigen mit „Beziehungen” bekamen auch offiziell Grundstücke zur Pacht und Nutzung zugeteilt. Fast sofort nach 1989 kamen der Großteil dieser Grundstücke in Privatbesitz, wurden in den Grundbüchern eingetragen und es begann ein Boom des Villenbaus im Grünen, bis zum Kilometerstein 7, der faktischen Stadtgrenze von Reschitza.
Heute stehen dort zum Teil protzige und nicht unbedingt geschmackvolle Villen, verstreut in der hügeligen und bewaldeten Landschaft, jede über einen schmalen Weg einzeln erreichbar, nicht unbedingt Lehrstücke der Architektenkunst, aber nichtdestotrotz von vielen beneidet, die sich solche Bauten nicht leisten konnten. Das Viertel hat aber einen Mangel: es ist an kein zentrales Trinkwasser- und Kanalisierungsnetz angeschlossen und auch alle Strom- und Gasanschlüsse sind individuell, ohne die Systematik einer Gesamtplanung. Seit Jahren versuchen die dortigen Villenbesitzer, den Stadtrat und die jeweiligen Stadtväter zu überzeugen, das Ganze in eine kommunalwirtschaftliche Systematik einzufügen. Vergeblich. Auch der amtierende Bürgermeister Ioan Popa gab bisher nicht nach und ließ auch für die Zukunft kaum Hoffnung aufkommen. Nicht einmal für eine Katastrierung des Raums, obwohl es da Überschneidungen mit der Nachbargemeinde Ezeriş gibt.
Ioan Popa: „Ich bitte, eines zu verstehen: wenn das Interesse der Gemeinschaft nicht identisch ist mit dem Interesse Einzelner, muss ich als Bürgermeister das Interesse der Gemeinschaft vertreten. Das habe ich auch aus den Büchern über Stadtplanung und –verwaltung herausgelesen, die ich seit einigen Jahren lese und auch meinen Mitarbeitern im Rathaus empfehle. Dort ist beispielsweise von extensiver und intensiver Stadtentwicklung die Rede. Ich weiß natürlich, dass viele Reschitzaer Besitztümer bei Kilometerstein fünf, sechs oder sieben haben in Richtung Karansebesch, aber auch in Richtung Lupak usw. Sie haben investiert, parzelliert und hoffen, dass es ein Entwicklungsgebiet wird. Das Recht zum Träumen soll man niemandem nehmen. Aber wenn du irgendwo investierst, wo weder Fließendwasser, noch Kanalisierung, Erdgasanschlüsse, Strom usw. vorhanden sind und nachträglich forderst, dass es dir von der Stadt gesichert wird – entschuldigen Sie, solchen Forderungen werde ich nicht nachgeben! Das kostet mich, als Stadt, viel zu viel und solche Kosten hole ich in keiner überschaubaren Zeit wieder ein!“
Ähnliche Erfahrungen habe man in Amerika bereits in der Zwischenkriegszeit gemacht, klärte Popa die Medien auf. Viel rentabler sei es, Industriebrachen innerhalb des Stadtgebiets neu zu nutzen. Dort sind alle Utilitäten bereits vorhanden, selbst die Straßeninfrastruktur. Und da kosten dann Investitionen unvergleichlich weniger. Etwa im Reschitzaer Stadtviertel Mociur, wo die Stadt jetzt 60 Hektar erschlossenes Gelände zu nutzen beginnt. Neuerdings habe ihm das Stahlwerk TMK weitere 27 Hektar angeboten, auf Stadtgebiet. Dafür habe die Stadt Interesse. Rekonversionen solcher Grundstücke, wo seit 1771 Schwerindustrie betrieben wurde, sind nicht einfach, aber besser als Neuaufschlüsse in der umliegenden Landschaft. „Und solcherlei Gelände haben wir viel in dieser Stadt, da muss keine Expansion aus Stadtmitteln unterstützt werden“, betonte Popa.