Keine Nachtapotheken im Bergland

Apothekerkollegium erklärt, warum die Forderung der Behörden unerfüllbar ist

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Reschitza – Jüngst haben die Wahlen der Leitung des ApothekerInnenkollegiums des Banater Berglands stattgefunden. Dabei stand auch die Forderung des Kreisrats und mehrerer Bürgermeister der Städte des Banater Berglands (Reschitza, Karansebesch, Bokschan/Bocşa, Anina) zur Debatte, unbedingt Nachtapotheken zu eröffnen. Sie wurde, mit Argumenten, abgelehnt. Pavel Roşca, der wiedergewählte Präsident des ApothekerInnenkollegiums Karasch-Severin, erläuterte sie vor den Medien. „Die Situation ist kompliziert wegen mehrerer Faktoren, die da zusammenspielen“, sagte er einleitend. „Grundsätzlich wissen wir alle sehr wohl, dass es moralisch und schön und zivilisiert wäre, wenn die Bürger zumindest in den Städten einen Nachtdienst der Apotheken nutzen könnten. Doch zwischen uns und den `zivilierten` Ortschaften, auch Rumäniens, besteht der Unterschied, dass wir einerseits in einem heute armen und wirtschaftlich unterentwickelten Gebiet leben und andrerseits, dass die Gesetzgebung unternehmerfeindlich ist. Unabhängige Apotheken werden benachteiligt. Das beginnt mit den gesetzlich uns aufgezwungenen Preisreduzierungen, wodurch ein von diesem Standpunkt wettbewerbsfreier Markt entstanden ist. Jene Mitbewerber, die gut entwickelte und bestückte Arzneiendepos im Hintergrund haben, bestimmen die Richtung. Nebenbei bemerkt: die würde ich zwingen, Nachtapotheken einzuführen.“

Nachtapotheken setzen, so Roşca, mindestens vier Apotheker voraus. „Und das heißt: Löhne und Lohnkosten – die wiederum auf die unabhängigen Apotheken am stärksten drücken“, sagte Roşca. „Wir, das Kollegium, müssen kontrollieren und normen. Nachtdienste kann ich niemand aufzwingen. Wir würden damit zwar Dringlichkeitsfälle bedienen – ohne dass uns die Gesundheitsversicherungskasse per Rahmenvertrag etwas verrechnet. Die verrechnet aber nur die kompensierten Rezepte. Nachts kommt niemand mit solchen Rezepten in die Apotheke. Nachts werden Antispatsika , Analgesika, gelegentlich Antibiotika und Präservative verkauft. Das haben wir eruiert. Da wir aber gesetzlich definiert werden als eine Art Zwitterding zwischen Handelsgeschäft und Gesundheitsdienst, fehlt eigentlich jeder Rahmen, doch auch der finanzielle Anreiz, eine Nachtapotheke zu betreiben. Kranke haben in akuten Fällen meist eine bessere Alternative zu der Nachtapotheke: den Notfalldienst der Krankenhäuser. Wo es den Städten gutgeht, dort muss eine Nachtapotheke von niemandem den Apotheken vorgeschrieben werden. Dem Banater Bergland geht es aber nicht gut.“ Außerdem, so der Vorsitzende des ApothekerInnenkollegiums Karasch-Severin, sei nachts überall und in Erreichbarkeit der Patienten die Möglichkeit gegeben, die Notfalldienste der Krankenhäuser aufzusuchen. Bloß bei Zahnschmerzen gäbe es so etwas nicht. „Wieso hat noch niemand ernsthaft dran gedacht, nachts einen zahnärztlichen Notdienst einzurichten? Die privaten Zahnärzte, die in den 1990er Jahren in corpore zum Privatarbeiten gezwungen wurden, nun auch zur Einrichtung eines privaten Notfalldienstes zu zwingen, den sie reihum bedienen könnten?“, fragte Roşca halb rhetorisch, „da herrscht wirklich Not an der Dienstleistung. Und auch den gesetzlichen Rahmen dazu gäbe es.“