Keine neuen Kirchenbaustellen

Karansebescher Bischof erwartet trotzdem finanzielle Unterstützung vom Kreisrat Karasch-Severin

Reschitza - „Nicht weil im vergangenen Herbst bei Demos gerufen wurde, „Vrem spitale, nu catedrale!“ (Wir wollen Krankenhäuser, keine Kathedralen!), sondern weil im Verwaltungskreis Karasch-Severin seit der Revolution effektiv ausreichend oder genug Kirchen und Klöster gebaut worden sind, wird hier bloß noch auf den bereits eröffneten Baustellen fertiggebaut!“ Die Aussage kommt von Lucian Mic, Bischof der Rumänisch-Orthodoxen Kirche im Bistum Karansebesch. Gemacht wurde sie im Laufe einer mehr als halbstündigen Rede vor dem Kreisrat Karasch-Severin. Kreisratspräses Silviu Hurduzeu (PSD), führendes Mitglied im Eparchialrat der Diözese Karansebesch, hatte Bischof Lucian zu einer Weihemesse in den Kreisrat geladen, in deren Anschluss dem Bischof zu einer Predigt das Wort erteilt wurde.

Die Aussage hielt Bischof Lucian Mic in seiner Rede keineswegs davon ab, wiederholt an die Kreisräte zu appellieren, den Bau von Kirchen und Klöstern, die orthodoxe Kirche überhaupt finanziell eifrig zu unterstützen. Bischof Lucian ist – wie zahlreiche andere orthodoxe Kleriker auch - für seine offen zur Schau getragenen Sympathien für die PSD bekannt und hielt sich in Karansebesch keineswegs zurück, als es im Wahlkampf darum ging, politisch Farbe zu bekennen. Deshalb wurde die Geste Hurduzeus, Bischof Lucian zur Weihe des neuen Kreisrats einzuladen, von der PNL-Opposition als „Revanche“ für dessen Wahlkampfdienstleistungen gewertet. Dazu Bischof Lucian im Kreisrat: „Es ist das erste Mal in den zehneinhalb Jahren, seit ich der Eparchie vorstehe, dass ich dazu eingeladen werde, den Beginn des Weges der Erwählten des Kreisrats zu segnen.“

Bischof Lucian vergaß aber keineswegs die finanziellen Interessen seiner Diözese: er hoffe auf eine Implizierung des Kreisrats in die Projekte der Eparchie, die Sozialzentren, Kirchen und Klöster, die im Bau sind in Orawitza, Neumoldowa, Karansebesch, Bokschan, Moritzfeld und Reschitza, und nicht zuletzt sei auch noch die neue Kathedrale in Karansebesch auszumalen oder mit Mosaiken zu schmücken.
Die aus den Reihen der Gläubigen („Laien“) gewählten Mitglieder des Eparchialrats Karansebesch, die bis 2018 ihres Amts walten, sind: Florin Silviu Hurduzeu (PSD, Kreisratspräses, als Staatssekretär 2014 in den Rat aufgenommen), Viorel Avram (Chefkommissar des Kreisinspektorats der Polizei, bekannt als PSD-Sympathisant), Ioan Dragomir (PSD, bis vor kurzem Chef der Regionalen Finanzbehörde Banat), Matei Lupu (PSD, im Juni abgewählter Bürgermeister von Neumoldowa), Luca Mălăescu (PSD, wiedergewählter Bürgermeister von Ferdinandsberg) und Dumitru Stepanescu (PSD, Chef der EU-Zahlstelle APIA – man darf nicht vergessen, dass die orthodoxe Kirche im Bergland auch über ziemlich viel Grundbesitz verfügt).

Bischof Lucian hatte sich auf der Tagung des Kreisrats großzügig von 31 Bibeln und 31 Ikonen aus dem Eparchialbesitz getrennt und damit die 31 Ratsherrn des Kreisrats beschenkt. Die Diözese Karansebesch wurde 1865 im Rahmen der Emanzipierungsbewegungen der rumänischen Orthodoxie von der Patriarchie Belgrad (zu der das orthodoxe Banat gehörte) mit politischem Segen aus Budapest und Wien gegründet und umfasst gegenwärtig 217 Pfarreien, 14 Filialkirchen und vier Protopopiate/Dekanate. Hinzu kommen zehn Missions-/Pastoralzirkel, 25 klösterliche Niederlassungen, neun Klöster, 13 Einsiedeleien und drei mönchisch betreute Sozialeinrichtungen. Die Eparchie Karansebesch hat knapp 800 Angestellte (darunter 470 Nicht-Kleriker), die auf den Gehaltslisten des Staates stehen.

Die bedeutendste Persönlichkeit, die aus diesem Bistum – das in der kommunistischen Zeit aufgelöst war – hervorgegangen ist, ist Miron Cristea, der in den 1920er-1930er Jahren Patriarch der rumänisch-orthodoxen Kirche war und zeitweilig auch als Regierungschef wirkte. In jüngerer Zeit galt der vor einigen Jahren verstorbene charismatische Metropolit des Banats, Dr. Nicolae Corneanu, als die bedeutendste klerikale Persönlichkeit, die mit diesem Bistum im Zusammenhang steht. Der unfern Karansebesch geborene Dr. Corneanu hat seinerzeit vor der Synode der rumänisch-orthodoxen Kirche die Besetzung des Karansebescher Bischofsstuhls durch den Mönch aus dem Arader Raum durchgesetzt, der sich heute als Bischof Lucian Mic nennt. Dr. Nicolae Corneanu war einer der bedeutendsten hohen Kleriker der Orthodoxie, der sich aktiv sowohl für die historische Versöhnung mit der griechisch-katholischen (mit Rom unierten) Schwesterkirche als auch für die Ökumene eingesetzt hat.