Keine „universitären Eifersuchtsanfälle“ gewünscht

Stadtverwaltung und UVT im Streit nach Vertragsvergabe an UBB

Temeswar (ADZ) – 16.000 Euro will die Stadt Temeswar der Klausenburger Babeș-Bolyai-Universität (UBB) für eine Studie über das lokale Schulwesen bezahlen. Die Studie soll unter anderem Aufschluss über die nötigen Investitionen in die Bildungsinfrastruktur bieten und als Grundlage für künftige Entscheidungen der Stadtverwaltung dienen. Die Vergabe des Vertrags an die UBB erzürnte jedoch die Leitung der Temeswarer West-Universität (UVT), die am Dienstag in einem eher harschen Ton darauf reagierte.

Die UVT habe eine erfolgreiche Partnerschaft zur Temeswarer Stadtverwaltung aufgebaut, die bisher zahlreiche Früchte getragen habe. Beide Institutionen hätten davon in einem hohen Maß profitiert. Es sei in diesem Kontext äußerst merkwürdig, dass die Stadtverwaltung eine andere Universität mit der Erstellung dieser Studie betraut habe. Die Professoren und Forscher der West-Universität würden über alle Kompetenzen verfügen, um eine derartige Studie durchzuführen. Kein anderer Dienstleister habe ein derart akkurates Bild von der Lage des Bildungswesens in Temeswar und im Kreis Temesch, denn die Forscherteams der UVT seien lokal bestens vernetzt und verfügen über empirische Daten, die die UBB nicht habe, schreibt UVT-Rektor Marilen Pirtea. Seine Universität befinde sich mitten im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben der Stadt und sei auf die Bedürfnisse der Temeswarer Bürger fokussiert. Die Heranziehung der UBB gleiche einem Akt der Selbstsabotage, den die Temeswarer Akademikergemeinschaft mit großer Sorge betrachte. Das Bürgermeisteramt müsse mit der West-Uni auf institutioneller Ebene kommunizieren und die institutionelle Partnerschaft fortsetzen. Die Vergabe eines solchen Vertrags an die UBB bezeuge allerdings, dass die Stadtverwaltung einen anderen Weg gehen möchte, hieß es in der Mitteilung des UVT-Rektors. Pirtea hoffe jedoch, dass es sich nur um einen ungewollten Fehler handelt, seine Universität wünsche sich die Fortsetzung und den Ausbau der Partnerschaft mit der Stadtverwaltung und sei bereit, alles, was in ihrem Ermessen stehe, dafür zu tun.

In ähnlich hartem Ton reagierte das Bürgermeisteramt und wies zunächst darauf hin, dass die Stadt nicht direkt die Klausenburger Universität kontaktiert und mit ihr verhandelt habe, sondern dass eine Anzeige veröffentlicht wurde. Auch die UVT hätte ein Angebot einreichen können, doch das habe sie nicht gemacht. Dies, obwohl die Stadtverwaltung mit UVT-Vertretern im Laufe dieses Jahres mehrere Gespräche über die geplante Studie geführt hatte. Natürlich hatte man sich im Rathaus gewünscht, dass die West-Uni auf die Anzeige reagiert und ein Angebot einreicht, doch allein die Klausenburger hätten sich wirklich interessiert gezeigt und ihre Bewerbung geschickt.

Die Stadt Temeswar habe allein in diesem Jahr verschiedene UVT-Projekte mit 960.000 Lei finanziert und mit der Universität in zahlreichen Vorhaben kooperiert, das wolle man auch weiterhin tun. Allerdings brauche niemand „universitäre Eifersuchtsanfälle“ und auch auf die ständige Politisierung aller Fragen der Zusammenarbeit müsse man verzichten, hieß es in der Mitteilung des Bürgermeisteramtes in Anspielung auf die politische Karriere des UVT-Rektors, der für die PNL in der Abgeordnetenkammer sitzt und dem weitreichende politische Ambitionen nachgesagt werden. Die Stadtverwaltung wolle die Bedeutung des intellektuellen Wettbewerbs betonen und sei sich sicher, dass eine derart renommierte Institution wie die West-Universität nicht ein allein auf lokale Identitäten beruhendes Monopol beanspruchen möchte. Im Temeswarer Rathaus habe man durchaus Verständnis für die politischen Ambitionen der Universitätsleitung, hoffe aber, dass diese die exzellente Partnerschaft zwischen Stadt und Uni nicht trüben werden.