Bukarest - Es ist 10 Uhr und im Festsaal des Goethe-Kollegs herrscht reges Stimmengewirr. Köpfe drehen sich nach links und rechts. Hände klatschen. Rumänische und deutsche Wörter fliegen hin und her. Einige Schüler schauen etwas gelangweilt auf ihr Handy. Die Lehrerinnen lehnen an der Wand und unterhalten sich. Ein Kameramann bringt sich in Position. Beinahe unbemerkt betritt Thommi Baake in einer roten Trainingsjacke den Saal. Er sieht sich um, lächelt und greift zur Gitarre. „Hallo“, ruft er laut, bevor er einige spanische Rhythmen auf seiner Gitarre spielt. Alle Köpfe drehen sich zu ihm. Von diesem Moment an ist sein Publikum gebannt. Kaum jemand hat zwischen seinen Geschichten und Faxen Zeit sich mit seinem Nachbarn zu unterhalten. Zunächst erzählt Baake die Geschichte von den Leuchtgiraffen, die klein und leuchtend sind, weil vor langer Zeit eine von ihnen einen Zauberer beleidigt hat. Mit ausladenden Gesten imitiert er die freche Giraffe, die dem Zauberer Paroli bietet.
Alle lachen über Baakes Grimassen und seine Wortakrobatik. In silbern glitzernden Schuhen schreitet er immer wieder durch die Stuhlreihen und spricht einige der jungen Zuschauer an. „Und du? Weißt du, wer Räuber Hotzenplotz ist?“,fragt er ein Mädchen, bevor er ein Lied über eben diesen anstimmt. Immer wieder vergewissert er sich auch, dass ihn alle verstehen. Etwa erklärt er, dass das Wort „daddeln“ ein anderer Begriff für ein Computerspiel spielen ist.
Die meisten Geschichten der Lesung stammen aus dem Buch „Urlaub im Kühlschrank“, Baakes drittem Kinderbuch. Allerdings ist er nicht nur Autor. Seit mehr als 25 Jahren steht Baake bereits auf der Bühne und „kann alles außer Ballett“, wie er selbst sagt. Doch bei seinem Improvisationstalent fällt es schwer zu glauben, dass es etwas gibt, das er nicht kann.
Den Kindern ist das egal. Sie glucksen, wenn er von Prinzessin Rosenkohl, die immer pupsen muss, weil sie so gerne Rosenkohl isst, berichtet. Baake schafft einen Raum, in dem nichts unmöglich scheint. Die Kinder dürfen lachen, quietschen und laut sein. Eltern werden plötzlich zu Schulschwänzern und Sternenkriegern. Er nimmt sie mit in seine Geschichten. Sie müssen Fragen beantworten, Geräusche machen und mitsingen. Aber auch alle, die schon lange nicht mehr zur Schule gehen, haben sichtlich Spaß an der Lesung. Einige der Lehrerinnen singen mit, als Thommi Baake über einen Tag singt, an dem wirklich gar nichts klappt. Für den Autor ist es bereits die zweite Lesereise nach Rumänien. Schon 2012 las er in mehreren rumänischen Städten, und auch dieses Jahr liest er außer in Bukarest am kommenden Samstag, um 19 Uhr, auch in Hermannstadt im Deutschen Kulturzentrum.