Reschitza/Temeswar – Wie lukrativ der Bau von Kleinwasserkraftwerken (selbst und vor allem unter den Bedingungen der weitgehenden Ignorierung von Umwelt- und Naturschutzvorgaben) sein kann und wie attraktiv auch für Geldwäscher aus der Verbrecherwelt, zeigt das Beispiel der beiden Kleinkraftwerke von Feneș in einem Seitental der Temesch und vom Obreja an der Bistra. Gebaut worden sind sie von zwei Firmen mit Sitz in Temeswar, die sich als Tarnfirmen der calabresischen ‘Ndrangheta, des Mafia-Zweigs aus dem italienischen Kalabrien – genauer: aus Melito de Porto Salvo - erwiesen haben. Alles aufgrund von Strafuntersuchungen in einem Fall von Geldwäsche, den die Polizei aus Deutschland und die Staatsanwaltschaft aus dem italienischen Bologna, Distriktdirektion Antimafia, mit Hilfe der rumänischen Polizeidirektion DIICOT (Direktion zur Untersuchung der Verbrechen der Organisierten Kriminalität und des Terrorismus) weiter untersuchen.
Ausgelöst hat die staatenübergreifenden Strafuntersuchungen ein italienischer Staatsbürger, der am 28. November 2018 in Italien verhaftet wurde, weil ihm nachgewiesen werden konnte, dass er Mittelsleute benutzt hatte, die sich als Besitzer von Gütern ausgaben, die dem Italiener gehörten und die der Gefahr einer Beschlagnahmung ausgesetzt waren. Die Herkunft oder Entstehung der betreffenden Güter waren offensichtliche Gesetzesübertretungen des Italieners, offensichtlich Geldwäsche. Zu diesen „Gütern“ gehörten auch die beiden Kleinwasserkraftwerke Feneș und Obreja. Die Justiz aus Deutschland und aus Italien erließ eine internationale Untersuchungsorder, mittels welcher von den rumänischen Justiz- und Polizeibehörden gezielte Strafuntersuchungen gefordert wurden bei zwei Handelsgesellschaften mit Sitz in Temeswar, wo auch Hausdurchsuchungen auszuführen waren.
Am 27. Juni 2022 hat die DIICOT-Brigade der Polizei aus Temeswar (im Volksmund: „Die Maskierten“/„mascații“) gemeinsam mit den DIICOT-Staatsanwälten Hausdurchsuchungen in beiden Handelsgesellschaften durchgeführt und diverse Buchhaltungs-Dokumente aus den Jahren 2017 bis 2021 beschlagnahmt sowie weitere rechtlich relevante Papiere. Identifiziert wurden mehrere Firmenkonten. Der Besitz der beiden Kleinwasserkraftwerke Feneș und Obreja durch diese Firmen wurde bestätigt. „Eine weibliche Person wurde zum DIICOT-Sitz zwecks Verhören abgeführt“, heißt es in einem Kommuniqué des Generalinspektorats der Rumänischen Polizei. Die Kleinkraftwerke sind bis auf Weiteres mit Beschlag belegt worden.