Temeswar - „Zum ersten Mal in zehn Jahren wurde in der Geschichte des Festivals für Alte Musik ein Konzert abgesagt und sowohl wir, als auch die deutschen Musiker sind bestürzt darüber“, sagt der Leiter des Festivals, Codrin Emandi. Es handelt sich dabei um das Konzert des United Continuo Ensembles aus Deutschland, das Dienstag innerhalb des 10. Festivals für Alte Musik in der Temeswarer Lutherischen Kirche auftreten sollte. „Das Paradoxon besteht darin, dass alles, was an der Grenze Deutschlands mit Österreich geschieht, uns selbst hier betrifft“, so der Festivalleiter. „Das Problem der Flüchtlinge, das vorläufig ein akutes Problem an den Grenzen Österreichs und Deutschlands ist, hat jetzt die Durchführung des Festivals für Alte Musik in Temeswar betroffen. Nicht nur die Organisation, sondern auch die Absage eines Konzertes ist mit Hürden verbunden“, fügt Codrin Emandi hinzu. Zur Besetzung des United Continuo Ensemble gehörte diesmal auch Diana Emandi, Violinistin der Staatsphilharmonie „Banatul“, da ein Ensemblemitglied ausgefallen war. Weitere Mitglieder sind Julla von Landsberg (Sopran), Jörg Meder (Viola da gamba, Violone), Thor-Harald Johnsen (Laute, Barockgitarre, Chitarra battente), Thomas Boysen (Theorbe, Barockgitarre) und Thomas Engel (Blockflöte). Das United Continuo Ensemble wurde 1995 von Jörg Meder ins Leben gerufen und wird auch von ihm geleitet. Meder ist seit 2007 Dozent an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Medelsohn Bartholdy“ in Leipzig.
„Sie hätten ein ausschließlich deutsches Programm mit Musik von Johann Schein geboten“, äußert sich Emandi zu „Musica Boscareccia“, dem geplanten Programm des Ensembles unter der künstlerischen Leitung von Thor-Harald Johnsen. Laut Emandi ist das Musikprogramm zugleich Teil von Johnsens Doktorarbeit. „Musica Boscareccia“ oder „Waldliederlein“ ist eine Sammlung von 50 Villanellen des Weimarer Hofdirigenten und Komponisten Johann Hermann Schein (1586-1630), zugleich Autor von Musik und Text. Veranstalter des Festivals für Alte Musik sind die Gesellschaft Musica Antica in Zusammenarbeit mit der Staatsphilharmonie „Banatul“ von Temeswar, dem Bürgermeisteramt Temeswar, dem Kulturministerium, dem Temescher Kreisrat und der Kommunalverwaltung Temeswar. In diesem Jahr gehört auch der Deutschsprachige Wirtschaftsklub – DWC – zu den Förderern des Festivals. „Es ist schade, dass das Konzert nicht mehr zustande kommt, dass die Künstler absagen mussten“, bedauert auch der DWC-Vorsitzende Peter Hochmuth die Absage des Konzertes des deutschen Ensembles. „Wir haben Verständnis dafür, dass die Verkehrssituation so ist, wie sie ist. Es konnte niemand vorhersehen, dass die Behörden mit den Flüchtlingsmassen an der Grenze nicht zurechtkommen, aber in einpaar Tagen wird sicher eine Lösung kommen“, meint Hochmuth optimistisch dazu.
Die anderen im Programm des Festivals für Alte Musik vorgesehenen Konzerte werden wie geplant ablaufen, versichert Emandi. Der nächste Musikabend mit Les Basses Réunis (Frankreich) – Guido Balestracci (Lyra- und Diskant-Viola), Bruno Cocset (Lyra-, Tenor- und Alto-Viola), Henrikke Gjermundsen Rynningen (Bass-Viola), Emmanuel Jaques (Bass-Viola), Richard Myron (Consort-Bass-Viola) und Bertrand Cullier (Cembalo, Barockorgel) – findet morgen, um 20 Uhr, in der Lutherischen Kirche statt. Das Programm von Les Basses Réunis: „Die Reise des Kapitäns Tobias Hume“. Am selben Tag, um 15 Uhr, findet auch eine Vorführung für die Presse statt, wo der französische Hersteller von Musikinstrumenten, Charles Riché, die alten Musikinstrumente vorstellen wird. Zusätzliche Informationen zum Programm sind auf der Homepage www.festivalmuzica veche.ro einsehbar.