Hermannstadt – In Bukarest befindet sich an fast jeder Straßenkreuzung ein Mega-Image-Laden und eine rumänische Stadt kann das Magdeburger Stadtrecht erst für sich beanspruchen, wenn Kaufland im Ort einen Supermarkt eröffnet hat. Mit den niedrigen Preisen der Lebensmittelmärkte zu konkurrieren, ist für Kleinbauern unmöglich. Die Großkonzerne dominieren den Markt und entscheiden, welche Produkte zu welchen Preisen angeboten werden. Den Kleinbauern bleibt der Markt am Zibin in Hermannstadt/Sibiu oder die Halle des Leul-Multiplex in Klausenburg/Cluj-Napoca.
Doch im Dezember ging „Agricolă Horticola Alba“ einen neuen Weg. Die aus mehr als 60 lokalen Produzenten aus den Kreisen Alba, Hermannstadt, Hunedoara, Klausenburg und Mieresch bestehende Kooperative eröffnete in Karlsburg/Alba Iulia den ersten genossenschaftlich geführten Supermarkt.
Am 12. Dezember eröffnete „Bunătăţuri Româneşti“ (Rumänische Leckereien) im Karlsburger Stadtzentrum, gegenüber dem ehemaligen Merkur-Kaufhaus. Der orthodoxe Priester Tudor Man aus Tibru war der Initiator und ist auch Präsident der Kooperative, die schon seit 2011 besteht. „Ich habe einige Zeit mit den großen Lebensmittel-Discountern zusammengearbeitet, diese haben die Preise in der Art bestimmt, dass sie sehr zu unserem Nachteil waren und unsere Produzenten nicht erfreut haben. Ich habe dann Stellung bezogen und dieses Geschäft mit Hilfe der Mitglieder der Kooperative eröffnet. Wir haben weder Fördergelder abgerufen noch Kredite aufgenommen.“
Ein weiterer Grund für die Geschäftseröffnung war die Ansicht der Produzenten, dass traditionelle Produkte gefördert werden müssen. Sie haben zwar einen höheren Preis, doch auch eine bessere Qualität. „Unsere Produkte schmecken authentisch. Es ist eine andere Qualität. Die Rumänen müssen verstehen, dass die rumänischen Produzenten die Wirtschaft des Landes unterstützen. Daher haben wir uns für den Namen „Bunătăţuri Româneşti“ entschieden, eben um uns von den Importprodukten abzuheben“, so Man weiter.