Hermannstadt – Der in Rumänien landläufigen Meinung, dass privatwirtschaftliche und staatliche Unternehmen meist nur unter Knurren und Murren zusammenarbeiten, wird in der Kulturfabrik von Hermannstadt ein ausgesprochenes Schnippchen geschlagen – am Donnerstagabend, dem 8. September, und Freitags darauf, am 9. September, spielt ein mit Akteuren des Radu-Stanca-Theaters Sibiu (TNRS) und des unabhängigen Bukarester Ensembles „Unteatru“ besetztes Quartett die Bühnen- adaption des Kinodramas „Mass“ (2021) von Schauspieler Francis Elliott Kranz (Jahrgang 1981) aus den USA. Ob das Regie-Paar Andrei und Andreea Grosu für die Vergabe der vier Rollenspiele an Mihaela Trofimov und Richard Bovnoczki aus Bukarest sowie Ofelia Popii und Marius Turdeanu aus Hermannstadt den vermeintlich klassischen Weg wählen oder die erfahrenen Interpreten beider Premieren-Vorstellungen in einer jeweils gemischten Kombination auf die Bühne des Lulu-Saales der Kulturfabrik schicken wird, bleibt spannend zu erwarten. Tatsache ist, dass die Synopsis zwei Elternpaare an ein und denselben Tisch bringt, um die Chance auf Vergebung nach dem Tod eines Jungen zu ermöglichen, der bei einem bewaffneten Amoklauf an der Schule ums Leben gekommen ist. Vor der Kulisse des Innenraums einer Kirche auf dem US-amerikanischen Flachland steigt zwischen den Eltern des Opfers und jenen des ebenso minderjährigen Täters ein heftiges Streitgespräch um Schuld, Mobbing, Videospiele, Gewalt und Ausgrenzung.
Beide Premieren-Vorstellungen beginnen um 19 Uhr. Der Autor des Filmdrehbuchs und Librettos für die Theaterbühne ist in der Szene unter dem Pseudonym Fran Kranz bekannt und hat, wie das TNRS vorab werbend preisgibt, den Text einer „Elegie für die einsamsten Menschen auf der Welt“ entworfen. „Wir wünschen uns, dass diese Koproduktion, womit die Reihe der Herbst-Vorstellungen eröffnet wird, eine neue Möglichkeit schafft, uns am Theater zu erfreuen.“, schickt TNRS-Intendant Constantin Chiriac der „Messe“ von Fran Kranz in Hermannstadt mit Beteiligung von Gästen aus Bukarest voraus. Auch oder gerade wenn die Rollenspiel-Vergabe die eine Stadt nicht zur Gegnerin der anderen bestimmt, ist sicher mit einer außergewöhnlichen Inszenierung zu rechnen. Das Bühnenbild trägt die Handschrift von Vladimir Turturica.