Kronstadt – Sie sind auf Postkarten zu sehen und werden bei jedem Stadtrundgang erwähnt. Trotzdem sind die Kronstädter Türme (der Weiße und der Schwarze) sowie zwei der Basteien (Graft- und Tuchmacherbastei) Sehenswürdigkeiten, deren Verwaltung und Pflege eher Verluste als Gewinne einbringen. Zumindest das wäre die erste Schlussfolgerung auf Grund der Bilanz, die sich die GmbH Consilprest fürs laufende Jahr hochrechnet. „Consilprest“ ist eine vom Kreisrat Kronstadt kontrollierte Gesellschaft, die unter anderem auch den zweistöckigen Reisebus für Stadtrundfahrten auf ihrer Bestandsliste führt. Tourismus scheint jedoch nicht die Stärke dieser GmbH zu sein, denn sowohl Reisebus als auch Turm- und Basteien-Verwaltung bringen sie in die roten Zahlen. Ohne diese würde man 2015 mit einen Reingewinn von 18.647 Lei rechnen können; mit ihnen schreibt man Verluste.
Allein die Verwaltung des Schwarzen und des Weißen Turmes verursache voraussichtlich in diesem Kalenderjahr Kosten von 117.861 Lei. Die Türme und Basteien, die in der Sommersaison den Touristen offen stehen und vor allem als Fotomotiv und -standort für Stadtaufnahmen genutzt werden, könnten dem Kronstädter Geschichtsmuseum zur Verwaltung überlassen werden. Einen Beschluss in dieser Sache soll bei der heutigen Sitzung des Kreisrates Kronstadt fallen. Consilprest besteht aber auch auf die Rückerstattung der Investitionen bei der 2012 erfolgten Umgestaltung der Tuchmacherbastei als sogenanntes „virtuelles Museum“, dessen Prunkstück Kronstädter Stadtansichten von der Zinne auf Multi-Touch-Screens sind. Es handle sich dabei um 1,11 Millionen Lei, die als Kapitalaufstockung seitens des Kreisrates dieser GmbH zugewendet wurden.
Der Direktor des Kronstädter Geschichtsmuseums, Nicolae Pepene, nannte eine hohe Summe (600.000 Euro), die das Museumsgebäude (das alte Rathaus am Marktplatz) benötige und dachte dabei vorrangig an Arbeiten im Inneren dieses Baudenkmals und nicht an Ausbesserungen der Fassade und des Dachwerks, die in den Vorjahren gelegentlich vorgenommen wurden. Dieses Geld sollte in mehreren Raten in den nächsten Jahren dem Museum zukommen, wünscht sich der Direktor. In diesem Jahr sei dem Geschichtsmuseum so wenig Geld wie noch nie in den vergangenen 25 Jahren aus dem Kreishaushalt zugewiesen worden. Er hoffe auf zusätzliche Gelder im Rahmen einer Haushaltsumschichtung. Beim Kreisrat denkt man anscheinend an eine einfachere Lösung: Räumlichkeiten statt Geld, also Innenräume der Basteien und Türme um Ausstellungen und Veranstaltungen zu organisieren, die Besucher und Geld bringen. Von Pepene wird viel erwartet aufgrund seiner Managerfähigkeiten, die er in Rosenau mehrfach bewiesen hatte. „Consilprest“ hingegen scheint vor der Auflösung zu stehen.