Reschitza – Der Beginn des Prozesses gegen den der Schmiergeldannahme überführten Ex-Vizepräsident (inzwischen traf das Urteil des Temeswarer Appellationsgerichts in Reschitza/Reşiţa ein und der Präfekt enthob ihn des Amtes) des Kreisrats Karasch-Severin, Ionesie Ghiorghioni, begann für ihn unter schlechten Auspizien. Beobachter (die trotz der Erstverhandlung vor verschlossenen Türen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit erstaunlich gut informiert waren) fragten sich, ob der Staranwalt Cosmin Bolosin, den Ghiorghioni zu seiner Verteidigung sofort nach seiner Verhaftung vom 12. Mai engagiert hatte, ihn denn nicht besser beraten konnte. Denn Ghiorghioni und sein Anwalt attackierten erst mal die Maßnahme der Untersuchungshaft und forderten vom Kreisgericht in Reschitza, dass Ghiorghioni auf freiem Fuß die Verhandlungstage vor Gericht abwarten darf. Dazu hatte der Ex-Vize des Kreisrats und der PNL auf Kreisebene das Wort.
Er erinnerte erst mal des Langen und Breiten an seine „außerordentlich erfolgreiche politische Tätigkeit“, an seine „Erfolge“ als zweiter Mann im Kreisrat, aber auch an sein tadelloses Benehmen in der Gesellschaft (dass er die 38jährige Überbringerin der letzten Rate des Schmiergelds aufgefordert hatte, sich vor ihm splitternackt auszuziehen, um zu beweisen, dass sie keine Mikrofone am Körper trug, verschwieg er). Als er bei der Gerichtsinstanz keinerlei Regung bemerkte, ging er zum Angriff gegen die Staatsanwaltschaft über, der er bezüglich der Verhaftung in seinem Arbeitszimmer im Kreisrat „schlechte Organisation“ vorwarf – sein Neffe Cosmin Adrian Ghiorghioni konnte tatsächlich erst mal mit dem Schmiergeld entkommen und flüchten -, aber auch einen „Übergriff der Rechtsorgane“ gegen seine persönliche Freiheit und zur gezielten Kompromittierung des von ihm verehrten Kreisratschefs Sorin Frunzăverde. Letztendlich schleuderte er den Richtern entgegen, dass es sich bei dem ganzen Skandal um ein „Machwerk“, „o făcătură“ handle. Unbeeindruckt von seinem Selbstlob und seinen Ausfällen verlängerte das Kreisgericht Karasch-Severin die Untersuchungshaft von Ionesie Ghiorghioni um weitere 30 Tage. Sein Neffe Cosmin Adrian, der mitangeklagt ist als Hehler und Handlanger, steht weiterhin unter Justizkontrolle.