Kreisratsvorsitzender: Lockdown bringt gar nichts

Regierungskoalition auf Kreisebene weiterhin funktionsfähig

Temeswar (ADZ) – Der Temescher Kreisratsvorsitzende Alin Nica hat am Montagabend den seit zehn Tagen für Temeswar und seine Vororte geltenden Lockdown erneut scharf kritisiert. In einem im Internet übertragenen Interview mit einer lokalen Nachrichtenplattform sagte Nica, dass die Quarantäne nichts bringe und rein formeller Natur sei. Die Bürger hätten inzwischen Möglichkeiten gefunden, um die Regeln zu brechen und den unter Lockdown stehenden Raum zu verlassen. Sie würden nach Arad gehen, um dort auswärts zu essen. Dort seien Restaurants geöffnet, während sie in Temeswar seit einem halben Jahr geschlossen seien und die Inhaber ums nackte Überleben kämpfen. Staatssekretär Raed Arafat hatte gewarnt, dass der Lockdown nicht vor zwei oder drei Wochen aufgehoben werde, jedenfalls erst dann, wenn die Temeswarer Inzidenzzahl unter den Landeswert sinken werde. In Temeswar und im Kreis Temesch liegen die Infektionszahlen deutlich über dem Landeswert seit sechs Monaten, in zwei Wochen werden keine Wunder geschehen, sagte Nica. Was werde man dann machen, fragte sich der Kreisratsvorsitzende, man könne doch den Lockdown nicht bis spät nach dem orthodoxen Osterfest verlängern. Er werde demnächst mit allen Mitteln dafür kämpfen, dass die Quarantäne nicht verlängert werde, versicherte Nica. Er sei sich gewiss, dass die Stadtverwaltung nicht die richtigen Maßnahmen getroffen hätte, dem Temeswarer Bürgermeister habe er alles gesagt, was zu sagen gewesen sei.

Auf die höchst angespannte Lage in den Covid-Spitälern und vor allem auf den Intensivstationen angesprochen, sagte Nica, dass das zwar sehr wichtig sei, jedoch dürfe man das Problem nicht nur vom medizinischen Standpunkt aus betrachten, vor allem auch deshalb weil der Lockdown bisher keine Entspannung in den Krankenhäusern mit sich gebracht habe und auch weiterhin die Wahrscheinlichkeit, dass dies geschehe, gering sei.

Man müsse natürlich die Anzahl der Betten auf den Intensivstationen erhöhen, doch das Kreiskomitee für Katastrophenschutz habe darüber nicht debattiert. Niemand hätte die Behörde daran gehindert, dieses Problem zu erörtern. Der Kreisratsvorsitzende wolle deshalb der Stadt Temeswar und der Wirtschaft den Vorschlag machen, gemeinsam und im Eiltempo zusätzliche Betten zu erwerben und die Intensivstationen damit auszustatten. Einen solchen Kraftakt könne man gemeinsam stemmen, sagte Nica ferner. Eine mobile Intensiveinheit mit 18 Betten koste zwei Millionen Euro, eine Million könnte von der Stadt und dem Kreis kommen, die andere Million von der Wirtschaft. 

Es gehe dem Kreisratsvorsitzenden nicht um einen Krieg mit Bürgermeister Dominic Fritz, die Koalition sei weiterhin funktionsfähig, aber man werde noch anderer Meinung als der Koalitionspartner sein und über die brennenden Punkte auf der Tagesordnung streifen dürfen. Um zu beweisen, dass die Zusammenarbeit weiterhin klappt, sagte Nica, dass er sich gerade mit Fritz getroffen habe und sich mit diesem auf eine Lösung für die Modernisierung des Nutzflughafens Cioca an der Torontaler Straße/Calea Torontalului geeinigt habe. In diesem Zusammenhang hatten Ex-Bürgermeister Nicolae Robu und der gewesene Kreisratsvorsitzende Calin Dobra gestritten, gekommen waren sie zu keinem Ergebnis. Das Grundstück ist Eigentum des Kreises, die stark ramponierten Gebäude gehören der Stadt. Fritz erklärte sich nun bereit, diese dem Kreisrat zu überlassen, um das gesamte Gelände auf das Kulturhauptstadt-Jahr vorbereiten zu können. Nach umfangreichen Instandsetzungen sollen dort mehrere Freiluftveranstaltungen stattfinden.