Hermannstadt – Juror Louis Guermond aus Frankreich und trotz seiner Zuwanderer-Biografie längst als Einheimischer von Hermannstadt gerechnet, machte es sich selbst Sonntag, am 17. November, im Militärischen Kulturhaus (Cercul Militar) wortlos einfach und dem wissbegierigen Vernissagen-Publikum des Sibiu International Photographic Salon in 25. Auflage seit 1982 denkbar schwierig – da er ein Jahr zuvor im Rathaus-Foyer noch ein paar ganz wenige Worte gesprochen und kaum mehr als den Ratschlag „Essayez, essayez!“ (Versucht, versucht!) gegeben hatte, beließ es der Älteste der vierköpfigen Jury dieses Mal dabei, Zuschauenden kommentarlos nichts als zwei Drucksachen aus seiner Sammlung historischer Postkarten und Schwarzweißfotos zu zeigen. Wobei natürlich feststeht, dass Amateure und Profis in der Hoffnung auf Auszeichnung es bei ihm mindestens ebenso diffizil gehabt haben dürften wie Neugierige, die das Lesen oder Hören einer Anleitung zum bewussten Verstehen von Qualität im Künstlerischen gewohnt sind. Einige Aufklärung verschaffte zumindest Jury-Mitglied Radu Stănese, der als Nach-Redner von Louis Guermond auch tatsächlich das Wort ergriff und auf eine ganze Reihe von Missverständnissen in der Foto-Branche zu sprechen kam, darunter die Überbewertung der immer noch ausgefeilteren Bildtechnik in Sachen künstlerischer Intelligenz und die oberflächliche Gewohnheit im 21. Jahrhundert, Farbfotos durch digitale Entfärbung schlicht zu Schwarzweißfotos verändern zu wollen. „Im Schwarzweißen aber herrscht ein anderes Verhältnis kalter und warmer Töne zueinander, und die Gestaltung ist auch anders zu handhaben“, so die freundliche Kritik von Radu Stănese, der als ein Juror des Sibiu International Photographic Salon und bestätigtes Exzellenz-Mitglied der Fédération Internationale de l´Art Photographique (FIAP) letztlich in den Raum stellte, dass „die fotografische Quantität“ unter Bedingungen, die sich abzeichneten, „zum Nachteil der Qualität wachsen könnte.“ Die schöne Kehrseite derselben Entwicklung dafür brachte Oscar Iustin Margarintoni als Vorsitzender des Organisations-Komitees und „Einjähriger zur Zeit der Erstauflage 1982“ zum Leuchten: „Ohne die Technik von heute war das Beurteilen für Juroren viel schwerer.“ Die Förderer der 25. Auflage des Sibiu International Photographic Salon? Das Rathaus, der Kreisrat, das Ministerium für Familie, Jugend und Gleichheit von Chancen und das Hermannstädter Studentische Kulturhaus, dessen Leiterin Liliana Popescu nostalgisch davon erzählte, zum letzten Mal 2003 eine künstlerische Ausstellung im Militärischen Kulturhaus koordiniert zu haben. Juror Balási Csaba, der einzige Träger des FIAP-Ehrentitels „Maître“ in gesamt Rumänien, nahm ohne Umschweife alle öffentlichen Partner des Foto-Wettbewerbs und seiner Vernissage dafür in die Kritik, keine Stellvertreter zum bedeutenden Ereignis delegiert zu haben. Besonders „das Rathaus sollte uns viel mehr Aufmerksamkeit widmen.“ Von der FIAP gab es noch vor dem Aufzählen und je nach persönlicher Anwesenheit auch unmittelbaren Aushändigen der Preise an Fotografinnen und Fotografen die Goldene Plakette für den veranstaltenden Fotoclub „Orizont“, dessen 50. Jubiläum im vergangenen Jahr die erwähnte Dachorganisation mit Sitz in der luxemburgischen Kleinstadt Kayl nicht unbeachtet verstreichen lassen konnte. „Die einzige Goldene Plakette der FIAP im Land“, womit Balási Csaba das ausrichtende Hermannstadt als „nach Bukarest die erste Stadt in Rumänien mit internationalem Foto-Salon“ würdigte. Seine aktuelle Ausstellung im Militärischen Kulturhaus schließt Mittwoch, am 27. November.