Bukarest - Dunkelgraue Wolken ziehen bedrohlich tief über die Hochhauskulisse hinweg und eine Bö scheucht erste Regentropfen über den Balkon. Die Gäste, die sich zum Abschiedsempfang für Dr. Josef Karl - vier Jahre Leiter des Kultur- und Minderheitenreferats der deutschen Botschaft Bukarest, zuletzt einige Monate Austauschbeamter in der rumänischen Regierung - in der Bukarester Residenz des deutschen Botschafters eingefunden haben, flüchten in den schützenden Raum. Das sei „The Wind of Change“, scherzt Botschafter Werner Hans Lauk, flankiert vom scheidenden Kulturattaché und dessen Nachfolger Uwe Koch.
Ein seltener Glücksfall sei es im Auswärtigen Dienst, wenn Vorgänger und Nachfolger Gelegenheit zur persönlichen Übergabe der Amtsgeschäfte und Kontakte hätten, erklärt der Botschafter - aber auch schwer für den Neuen, in die Fußstapfen seines aktiven und über das notwendige Maß weit hinaus engagierten Vorgängers zu treten. Dem scheidenden Diplomaten fiel es sichtlich nicht leicht, Bukarest gegen Berlin zu tauschen.
Schon während seiner Magisterarbeit 2005, erzählt er in seiner Abschiedsrede, hätte er ein Interview mit dem damaligen Leiter des Kulturreferats der deutschen Botschaft Bukarest geführt – und dies mit den Worten beendet: „Wie wird man eigentlich Kulturattache? Denn das wäre mein Traumjob!“ Rumänien sei freilich noch lange kein abgeschlossenes Kapitel in seinem Lebenslauf: Als Lehrbeauftragter des deutschen Zweiges im Bukarester Poliytechnikum und als Mitglied der Michael Schmidt Stiftung, die sich auch im Rahmen der Deutschlehrerausbildung engagiert, bleibt Dr. Karl dem Land erhalten. Auch wenn es mit der Verlängerung des diplomatischen Einsatzes bedauerlicherweise nicht geklappt hätte, hoffe er auf eine spätere Wiederkehr. Die Sektgläser erklingen - und der Himmel öffnet seine Schleusen.