Temeswar (ADZ) – Der Temeswarer Kulturhauptstadt-Verein steht vor der Auflösung, nachdem Bürgermeister Nicolae Robu bei der Vorstandssitzung von Mittwoch gedroht hat, dass die Stadt Temeswar dem Verein die Finanzierung entziehen und auf die Mitgliedschaft verzichten wird. Der Bürgermeister hatte den Vereinsvorstand erneut einberufen lassen, um über eine als dringend erachtete Satzungsänderung zu debattieren. Gehofft wurde, dass durch die Änderung gravierende Differenzen zwischen dem Vorsitzenden Hora]iu Rada und der Geschäftsführerin Simona Neumann endlich überbrückt werden und der Verein sich auf seine Aufgaben konzentrieren kann. Die geplante Satzungsänderung wurde von einem Temeswarer Anwalt verfasst, sie hätte bereits vor drei Wochen auf die Tagesordnung des Vorstands kommen müssen. Damals jedoch konnte der Anwalt keine Satzungsvorlage vorbereiten, da ihm angeblich eine PDF-Datei übermittelt wurde, die er nicht bearbeiten konnte. Bürgermeister Robu witterte einen Boykott und drohte bereits damals mit Konsequenzen, wie die ADZ berichtete.
Nun traf der Vorstand im Sitzungssaal des Temeswarer Rathauses zusammen, doch einige Vorstandsmitglieder, darunter der Vertreter des Temescher Kreisrats, die Vertreter der unabhängigen und der staatlichen Kulturszene sowie der Vereinsvorsitzende Rada zeigten sich unzufrieden mit den geplanten Änderungen und wollten darüber eine längere Diskussion führen. Daraufhin platzte dem Bürgermeister der Kragen und er drohte mit der Auflösung des Vereins. Er habe eine viel größere Verantwortung zu tragen als die Vorstandsmitglieder, schließlich sei er der gewählte Vertreter der Stadt, der von den Bürgern zur Rechenschaft gezogen werde, falls das Projekt scheitere. Dies dürfe allerdings nicht geschehen, als Bürgermeister dürfe er dies nicht zulassen, soll sich Robu echauffiert haben. Das gesamte Projekt der Europäischen Kulturhauptstadt werde ab nun vom Bürgermeisteramt im Alleingang verantwortet, der Verein habe seine Handlungsunfähigkeit bewiesen.
Robu fügte hinzu, dass es die Chance, Kulturhauptstadt zu sein, nur ein einziges Mal gäbe, man könne sie nicht vertun. Er habe die vielen Interessen und Interessengruppen satt, allein das Interesse dieser Stadt zähle, so der sich angeblich kaum noch beherrschende Bürgermeister. Für ihn sei der Verein tot und begraben, sagte Robu und verließ daraufhin den Saal, gefolgt von Vizebürgermeister Dan Diaconu. Im Anschluss hieß es, dass die Stadt Temeswar die gerichtliche Auflösung des Vereins forcieren und eine eigene Abteilung gründen werde, die den mit der Europäischen Kommission vereinbarten Pflichtenkatalog abarbeiten soll.