Kulturhauptstadt: radikale Entscheidungen angesagt

Temeswar – Radikale Entscheidungen müssten im Zusammenhang mit der stockenden Tätigkeit des Temeswarer Kulturhauptstadt-Vereins getroffen werden und er werde deshalb auch radikal vorgehen, erklärte Bürgermeister Nicolae Robu am Donnerstag. Wie die ADZ berichtete, hatte es in den vergangenen Wochen immer wieder Stimmen gegeben, wonach das Kulturhauptstadt-Jahr ein vorprogrammiertes Desaster sei und sich die Stadt Temeswar international blamieren werde. Unlängst hatte Robu zugegeben, dass es vor allem in der Personalpolitik des Vereins Probleme gäbe, aber am schlimmsten sei die mangelnde Finanzierung. Nun wolle Robu durchgreifen, aber natürlich nur im Rahmen der geltenden Gesetzgebung. Man müsse sich zwar in erster Linie um die Eindämmung der Coronavirus-Epidemie kümmern, aber auf seiner Prioritätenliste stehe nun der Kulturhauptstadt-Verein ganz oben.

Bisher habe er gehofft, dass sich die Dinge zum Besseren wenden würden, doch dabei könne es nicht bleiben, sagte der Bürgermeister. Ein Grund für seine bisherige Tatenlosigkeit war jener, dass er das Kulturhauptstadt-Projekt vor den Attacken seiner politischen Gegner schützen wollte.

Robu ist Ehrenvorsitzender des Kulturhauptstadt-Vereins, Entscheidungsträger sind der Vorsitzende Hora]iu Rada, ein Geschäftsmann, dem mangelnde Kenntnis des Kulturbereichs und eine eher diktatorische Personalpolitik vorgeworfen wurden, und die Geschäftsführerin Simona Neumann, die seit 2013 wiederholt für ihr Management kritisiert wurde. Dem Vorstand des Vereins gehören weitere Personen an, doch unklar ist, wer gegenwärtig diesem Gremium angehört. Informationen dazu gibt es auf der Internetseite des Vereins nicht, allein der Name des Vereinsvorsitzenden wird angeführt.

Was die Finanzierung des Vereins anbelangt, so geht aus den von Bürgermeister Robu veröffentlichten Daten hervor, dass zwischen dem 1. Januar 2019 und dem 10. Februar 2020 der Verein Gesamteinnahmen von 15,1 Millionen Lei gehabt hat. Die Stadt Temeswar kam für knapp 12 Millionen Lei auf, der Temescher Kreisrat steuerte 1,5 Millionen Lei bei, das Kulturministerium 1,2 Millionen und die West-Universität 13.000 Lei. Aus Privatspenden nahm der Verein knapp 415.000 Lei ein. Für 2020 sah die Stadt Temeswar 21 Millionen Lei vor, die Regierung allerdings beschränkte sich auf die lächerliche Summe von 200.000 Lei. Mehr Geld solle nach einer Haushaltsumschichtung fließen, hatte Interimspremier Ludovic Orban dem Temeswarer Bürgermeister versichert.