Hermannstadt - Sind Kulturstraßen und thematische Tourismusrouten das Erfolgsrezept für den Tourismus im Kreis Hermannstadt/Sibiu? Diese Frage diskutierte ma Mittwoch der Hermannstädter Kreisverband für Tourismus (AJTS) zusammen mit Reiseveranstaltern und Vertretern von Kulturinstitutionen. Die Veranstaltung ist Teil des EU-Projektes Certess, dass einen Erfahrungsaustausch zwischen den 12 Projektpartnern aus zehn Ländern anstrebt.
Begrüßt wurden die rund 40 Teilnehmer von Alin Chipăilă, dem Vorsitzenden des AJTS. Es handele sich um das zweite Treffen im Rahmen von Certess. Man wolle eine Vorbildfunktion einnehmen bei der Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus, sagte Chipăilă. Auf der einen Seite müssen die wirtschaftlichen Erfordernisse der Veranstalter sowie die Wünsche der Touristen ernst genommen werden, auf der anderen Seite setze sich sein Verband für den respektvollen Umgang mit der Landschaft, den lokalen Gemeinschaften und dem Kulturerbe ein.
Der Vorsitzende des Hermannstädter Kreisrates, Ioan Cindrea, glaubt, dass der Tourismus umfangreiche Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Vorzeigebeispiel ist die Kreishauptstadt Hermannstadt, die in den vergangenen Jahren eine „spektakuläre Entwicklung im Tourismus“ gezeigt hat. Er verwies auf die Entwicklungsstrategie des Kreisrates in Punkto Tourismus, in der die touristischen Schwerpunktziele beschrieben sind. Eine Herausforderung sei die Schaffung der erforderlichen Infrastruktur, beispielsweise mit Blick auf die Straßen.
Auf dem Papier habe seine Institution mit Tourismus vordergründig nichts zu tun, erklärte Răzvan Pop, der Leiter der Kreisdirektion für Kulturerbe. Angesichts der zahlreichen Baudenkmäler im Kreis glaube er, dass sich die Kreisdirektion stärker in dem Bereich einbinden müsse. Mögliche Aufgaben sieht Pop bei der Dokumentation von Denkmälern sowie Unterstützung bei der Wiederherstellung von Kulturerbe, beispielsweise der stillgelegten Schmalspurbahn durch das Harbachtal oder die Sanierung des Apafi-Schlosses in Elisabethstadt/Dumbrăveni.
Über existierende Kulturstraßen in Europa informierte im Verlauf der Tagung Sorina Capp vom Europäischen Institut für Kulturstraßen in Luxemburg, Andrei Blumer vom Verein für Ökotourismus stellte neue Tendenzen im Tourismus vor. Der Hermannstädter Unternehmer Cristian Cismaru erklärte, wie man statt reiner Dienstleistungen unvergessliche Erlebnisse kreieren. Für ein gemeinsames Agieren verschiedener Akteure warb Simina Manea von der AJTS.
Im letzten Jahr wurden fünf touristische Themen für den Kreis definiert: die Käsestraße (Mărginimea Sibiului), die Naturstraße (Harbachtal/Valea Hârtibaciului), die Fogarascher Zollstationen (Alt-Land/Ţara Oltului), die Salzstraße (Zekeschhochland/Ţara Secaşelor) und die Straße der Wehranlagen (Kokelland/Valea Târnava). Konkrete Aktionen in diesen Bereichen sind bislang noch nicht bekannt geworden.