Temeswar (ADZ) – Am Donnerstag konnte das Temeswarer Bürgermeisteramt einen privaten Erdgasversorger überzeugen, einen kurzfristigen, bis Montag um 7.00 Uhr geltenden Liefervertrag mit dem stadteigenen Fernwärmelieferanten Colterm abzuschließen und somit wenigstens über Nacht die etwa 56.000 privaten und öffentlichen Verbraucher mit Fernwärme und Warmwasser zu versorgen. Eine Versorgung rund um die Uhr wird nicht möglich sein, da die vereinbarten Gasmengen eher gering sind. Die Stadt habe in diesen Tagen insgesamt 8,3 Millionen Lei an Colterm überwiesen, so dass das Unternehmen seinen kurzfristigen Erdgasversorger bezahlen kann, erklärte Bürgermeister Dominic Fritz am Donnerstag. Die beiden von Colterm betriebenen Wärmekraftwerke verbrennen zwar Kohle, doch dafür benötigen sie auch adäquate Gasmengen.
Der Bürgermeister erklärte ferner, dass unklar sei, was ab Montag geschehe, vorläufig stehe man weiter leer da und müsse wieder verhandeln. Den Beteiligten werde erst jetzt klar, in welch tiefer Energiekrise man landes- und europaweit stecke, so dass die Stadt weiterhin gezwungen sei, von der Regierung, den Erdgasunternehmen und mittlerweile auch der Europäischen Kommission die sofortige Unterstützung zu fordern, sagte Fritz. Er habe die Orientierungslosigkeit auf dem Energiemarkt spüren können, ohne die Intervention der öffentlichen Hand komme man nicht weiter. Der gesamte Haushalt der Stadt Temeswar reiche nicht aus, um den heutigen Erdgaspreis zu bezahlen. Regierung und Parlament müssten umgehend umsetzbare Lösungen erarbeiten und einschreiten, insgesamt hätten 27 Städte in Rumänien mit solchen Problemen zu kämpfen. Im Temeswarer Rathaus überlege man sich derzeit, Kredite vom Finanzministerium aufzunehmen, um Erdgas einkaufen zu können.
Über den Erstickungstod des 66-Jährigen, der in seiner an das Colterm-Netz angeschlossenen Wohnung den Küchenherd angelassen und nicht gelüftet hatte, zeigte sich der Bürgermeister bestürzt. Er appelliere an die Bürger, sich an die geltenden Sicherheitsvorkehrungen zu halten, um solche Tragödien zu vermeiden. Nachdem einige Medien die Temescher Feuerwehr beschuldigt hatten, die Bürger über die Gefahren der Erwärmung durch angelassene Küchenherde nicht ausreichend zu informieren, teilte eine Sprecherin der Temescher Katastrophenschutzbehörde mit, dass man zahlreiche Informationskampagnen durchgeführt und Broschüren verteilt habe, außerdem könnten sich die Bürger auf YouTube oder Facebook informieren.
Während die Temescher PSD, dieses Mal durch die Stimme des Kreisverbandsvorsitzenden Alfred Simonis, den Bürgermeister erneut zum Rücktritt aufgefordert hat, streiten die Bürger heftig sowohl in den sozialen Medien als auch in den Kommentarforen der Lokalzeitungen. Viele weisen darauf hin, dass die hohe Schuldenlast auf die verfehlte Politik des vorigen Bürgermeisters zurückzuführen ist, andere wiederum sehen zumindest einen Teil der Schuld bei Fritz, der die Lage falsch eingeschätzt und mehrere Monate vergeudet habe, ohne für eine sichere Belieferung mit Erdgas zu sorgen. Man ist sich allerdings einig, dass die PNL-Regierung allein aus politischem Kalkül nicht einschreitet und den Druck auf den USR-Bürgermeister erhöht, in Bukarest hätte man längst Gelder locker machen können, wie dies schon oft geschehen sei.