Leben im Gegenlicht

Fotoausstellung von Stanislav Erman im Hermannstädter Rathaus

Stanislav Erman (re.) im Gespräch mit einem Ausstellungsgast.
Foto: Holger Wermke

Hermannstadt - Die Bilder nehmen mit in fremde Welten, zeigen Leben, viel Schatten. Sie sind Gegenentwürfe zur prallen, bunten Glitzerwelt des Fernsehens und der Werbung, die uns tagtäglich umgibt. Sie werfen Fragen auf im Betrachter.

Da sitzen drei Männer im Unterhemd am gefliesten Tresen der Cafeteria El Centralito, ein Gast schaut den Fotografen neugierig an (Was er wohl denkt?). Zwei Kinder (Bruder und Schwester?) stehen vor der Kameralinse, er abwesend wegschauend, sie neugierig nach oben blickend und den farbigen Punkt auf ihrer Stirn zeigend. Ein unscharfes Bild eines tanzenden Jungen (mit Sonnenbrille?).

Zwischen den Menchen immer wieder Großstadtszenen, Häuserschluchten und Graffiti. Frauenakte neben Bildern des Verfalls, skurrile Details wie zwei Schweineköpfe auf Plastiktellern.

„Contre Jour“ – Gegenlicht – heißt die Ausstellung, die am Montag eröffnet wurde. Zwischen dem 7. und 19. November werden im Ausstellungssaal des Rathauses Schwarz-Weiß-Fotografien des Münchner Designers und Künstlers Stanislav Erman gezeigt.

Er (Erman) ästhetisiere nicht, er idealisiere nicht, die Bilder seien unangenehm, so kommentierte Leontin Plosca die Bilder seines Freundes. Plosca ist ein gebürtiger Hermannstädter, lebte 30 Jahre in Deutschland und brachte nun die Bilder Ermans in seine Heimatstadt.

Erman selbst ist in 1969 Belgrad geboren und flüchtete 1991 vor dem Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland. In München arbeitet er als Designer in der Werbebranche. Seine Fotos enstünden spontan, erzählt er. Die jetzt gezeigten Bilder fotografierte er in Kuba, Vietnam, Ägypten und seiner Heimatstadt. Den „schmuddeligen“ Look seiner Bilder überträgt er auch auf eigentlich kitschige Motive, sagt  er, wie das Oktoberfest in seiner Wahlheimat München. 

Er mag es nicht, wenn man den Leuten alles serviert. Ermans Bilder kommen ohne Erklärungen aus. Jeder Betrachter ist eingeladen, sich seine eigenen Gedanken zu machen, wen, was oder wie er oder sie die Fotos sieht. Täglich zwischen 9 und 17 Uhr neben der Touristeninformation.