Bukarest - Walter Kargel, der Bauingenieur, wurde 1923 in Bukarest geboren. Nach dem Studium an der Polytechnischen Universität Bukarest arbeitete er sein ganzes Berufsleben in seinem Fach. Walter Kargel, der Alpinist, hat eine viel interessantere Vergangenheit hinter sich: Geklettert ist er auf rumänische, deutsche, aber auch amerikanische Berge. Als Verfasser mehrerer Bücher auf Deutsch und Rumänisch zählt er zu den produktivsten Alpinismus-Autoren Rumäniens. ADZ-Redakteurin Nina May führte vor einem Jahr ein Gespräch mit ihm und entdecke dadurch einen weiteren Walter Kargel – den Karikaturisten. Heute besitzt er einen ungeheuer großen Schatz, ein aus 7000 Zeichnungen bestehendes Archiv, das im Laufe von vielen Jahrzehnten entstanden ist.
Es dauerte also nicht lange, bis die ADZ die Initiative ergriff, ein Buch mit einer Auswahl von diesen Karikaturen zu veröffentlichen. Das Buch verfasste Nina May, die Ende Oktober das Büchlein „Der Kletterfritz. Karikaturen des Alpinisten Walter Kargel“ im Bukarester Schillerhaus im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung präsentierte. An ihrer Seite hatte sie Dr. Klaus Fabritius, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen im Altreich, und den Alpinisten Walter Kargel mit Frau Amalia. Das interessierte Publikum war zahlreich, anwesend waren u. a. Christiane Gertrud Cosmatu, Unterstaatssekretärin im Departement für interethnische Beziehungen, und Dr. Alexandru Szepesi vom Bildungsministerium.
Walter Kargel träumte immer davon, seine Karikaturen in einem Band veröffentlichen zu können. Bewegend stellte Nina May die Entwicklung des Zeichners Walter Kargel mithilfe seiner Karikaturen vor – vom Anfang bis zum heutigen Tag, als der Traum des Alpinisten in Erfüllung gegangen ist. In die Grundbegriffe des Zeichnens wurde Walter Kargel von seinem Vater eingeführt: Der Schlüsselmoment war, als das Kind nur zwei Jahre alt war und sein Vater ihm ein Gesicht mit dem Stock in den Sand zeichnete. Seither hat Walter Kargel viel Autobiografisches zeichnerisch festgehalten.
Mit der Hilfe der kleinen Figur mit roten Wangen und Kartoffelnase, dem Alter Ego von Walter Kargel, erzählt der Bergsteiger verschiedene Anekdoten, erfreuliche und schwierige Episoden in seinem Leben. Der Betrachter kann dadurch eine Zeitreise durch die Perspektive des Karikaturisten erleben – beginnend mit der Pferdestraßenbahn, den wilden 20er Jahren in Bukarest und der spezifisch siebenbürgischen Atmosphäre in Zeiden/Codlea vor 70 Jahren, über San Francisco, Straßburg, den Kaukasus und das Donaudelta bis zum Bukarester Stadtviertel Drumul Taberei in den 90er Jahren. „Glücklich sieht er aus, einfach glücklich“, wenn er auf einem Rasenstück in der Felswand sitzt, war der erste Eindruck der ADZ-Redakteurin Nina May über die unternehmungslustige Hauptfigur der Karikaturen.
Walter Kargel hat fast 60 Jahre lang Wanderungen in die Berge unternommen, bis seine Gesundheit es ihm nicht mehr erlaubte.
Sein Herz ist aber immer noch jung geblieben, stellte Nina May fest, die mit großem Fingerspitzengefühl versuchte, sich in die Lage von Walter Kargel hineinzuversetzen. „Warum riskiert dieser Mann sein Leben durch Klettern? Was für eine Lebensphilosophie hat er? Wie fühlt sich der Bergsteiger auf dem Gipfel?“, fragte sich die Verfasserin. Klaus Fabritius berichtete über die Mitarbeit des Alpinisten beim „Neuen Weg“: Walter Kargel hat, beginnend mit den 70er Jahren, regelmäßig Beiträge für das Wanderbuch „Komm mit“ geschrieben und gezeichnet.
Auch eine kleine Ausstellung wurde im Schillerhaus mit Karikaturen von Walter Kargel eröffnet. Die Veranstaltung wurde vom Kulturhaus „Friedrich Schiller“ in Zusammenarbeit mit dem Demokratischen Forum der Deutschen im Altreich und der „Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien“ organisiert.