Lenauheim - Der heiße Sonntagabend versammelte Dutzende Musik- und Kulturinteressierte in der über 200-jährigen Lenauheimer Kirche zu einem Konzert der besonderen Art. Auf Initiative von Dr. Franz Metz gedachten die Gemeinde und die Heimatortsgemeinschaft Lenauheim dem 220. Geburtstag des im damaligen Csatád geborenen Dichters Nikolaus Lenau. Die 1778 erbaute römisch-katholische Kirche war nämlich auch der Ort, an dem Lenau das Sakrament der heiligen Taufe erhielt, das originale Taufbecken ist in der Kirche noch erhalten.
Vertonungen von Lenaugedichten, so die Kompositionen von Felix Mendelsohn-Bartholdy „An die Entfernte“, Robert Schuhmann „Die Rose“, Gheorghe Dima „Die Primel“, Peter Kleckner (aus Lippa/Lipova) „Herbst“ und „Nebel“, Wilfried Michl „Die Drei“ und Franz Metz „Einst und jetzt“ machten den ersten Teil des Programms aus. Interpretiert wurden sie von Simona Negru (Sopran) und Wilfried Michl (Bariton) nebst Franz Metz am Klavier. Zur Einleitung sprachen der römisch-katholische Pfarrer aus Lovrin, zu der Lenauheim als Filialgemeinde gehört, Cristinel Bălan, der Bürgermeister der Gemeinde, Ilie Suciu und der Vorsitzende der Heimatortsgemeinschaft Lenauheim, Werner Griebel zu den Gästen. Bürgermeister Suciu berichtete über die Wichtigkeit von Nikolaus Lenau für Lenauheim, dass es viele Besucher gäbe, die die Möglichkeit haben, das Heimat- und Lenaumuseum und die katholische Kirche zu besuchen, sowie das Lenaudenkmal vor dem Rathaus. Auf dem Ortsfriedhof kann man das Grab der Schwester Lenaus besuchen, die im Kindesalter starb. Der Vorsitzende der HOG Lenauheim e. V., Werner Griebel, umriss kurz das Leben und Wirken des bekanntesten Sohnes von Csatád und referierte über sein Schaffen. Er hob auch die Wichtigkeit so einer Veranstaltung mit den Bürgern aus dem Ort, aus dem Kreis sowie aus dem Ausland hervor.
Zwischen den Liedern gab es Gedichtvorträge. Hauptdarsteller war dabei der Schauspieler des Deutschen Staatstheaters Temeswar, Boris Gaza, der Nikolaus Lenau auch in einem Dokumentarfilm der Fernsehsendung „Akzente“ für TVR1 gespielt hatte. Außerdem trugen Isolde Griebel und Jugendliche in banat-schwäbischer und rumänischer Tracht Lenau-Gedichte auf Rumänisch, Englisch und Deutsch vor.
Die Veranstaltung fand im Rahmen einer Neuauflage der Veranstaltungsreihe „Banater Sommerkonzerte“ von Dr. Franz Metz statt. Die diesjährigen, insgesamt acht Konzerte wurden in katholischen Kirchen der Diözese Temeswar dargeboten. Im zweiten Teil des Konzerts wurde das elektrische Klavier zur Orgel. Den genannten Solisten schloss sich dabei auch die Temeswarer Violonistin Anna Maria Popan an und es gab kirchenmusikalische Werke von Johann Strauß, Charles Gounod und Friedrich Schmoll, aber auch Banater Komponisten, wie Anton Glasz, Guido Pogatschnigg und Gusztav Hazslinsky zu hören. Als Höhepunkt galt am Schluss die Darbietung einiger Improvisationen auf der alten Dorforgel, für die es diesmal einen Kalkant, also Balgtreter brauchte, um das Instrument mit Luft zu versorgen. Dr. Metz hob anschließend die Besonderheiten und den Wert des Instruments hervor und zeigte den neugierigen, auf die Chorempore gestiegenen Zuschauern, wie die Orgel funktioniert und woran man ihre Einmaligkeit feststellen kann.
Insgesamt beteiligten sich am Festakt über Hundert Personen, unter ihnen einige Lenauheimer Landsleute und heutige Bürger von Lenauheim und Umgebung, sowie Vertreter verschiedener Banater Kultur- und Sozialeinrichtungen im In- und Ausland, aber auch der Lenau-Schule in Temeswar, so die stellvertretende Schulleiterin Mona Mateiu nebst weiteren Lehrerinnen.
Am Ende der Veranstaltung teilte der Vorsitzende der HOG Lenauheim e. V. dem Publikum mit, dass der Vorstand der HOG in seiner letzten Sitzung einen Beschluss zur Unterstützung der Orgelreparatur gefasst hat. Spenden werden von der HOG gesammelt, aber auch von der römisch-katholischen Pfarrei Lovrin, um sowohl die elektrischen Leitungen in der Lenauheimer Kirche zu erneuern, wie auch die seit über 60 Jahren nicht mehr gewartete mechanische Orgel. Die gesamte Hörerschaft wurde nach dem Konzert zum Gang ans Denkmal und zum Stehempfang im Kulturhaus von Lenauheim eingeladen.
An der Büste Lenaus hielt man einige Gedenkminuten inne, begleitet von der Vertonung „Einst und jetzt“ in deutscher und rumänischer Sprache. Förderer der Veranstaltung waren nebst HOG und Gemeinde das Kulturwerk Banater Schwaben, das Demokratische Forum der Deutschen im Banat, das Gerhardsforum Banater Schwaben, das Römisch-Katholische Ordinariat Temeswar, die Kulturreferentin für Südosteuropa am Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm, Dr. Swantje Volkmann und der Temescher Kreisrat.