Am 1. April war es zum dritten Mal so weit: In Mediasch fand, von Fachberaterin Birgit van der Leeden ausgerufen, das Siebenbürgen-Finale des internationalen Lese- und Debattierwettbewerbs „Lesefüchse“ statt. Elf Schulen hatten sich beteiligt und entsandten zehn Schulsieger. „Jeder von euch hat schon gewonnen!“ Mit diesen Worten begrüßte Konsulin und Jurorin Judith Urban die Teilnehmer, denn jeder und jede habe vier Jugendromane gelesen, sie innerhalb der Schulgruppe besprochen, schulöffentlich über sie debattiert und werde nun hier vor dem sachkundigen Publikum Siebenbürger Lehrkräfte über die in den Büchern angesprochenen Themen diskutieren.
Drei Stunden lang gab es ein leidenschaftliches Gespräch, in dem alle Teilnehmer kompetent und mit meist exzellenter Beherrschung der deutschen Sprache über sehr unterschiedliche Themen stritten. Es ging um die Gefahren der sozialen Netzwerke („Like me“ von Thomas Feibel), um Profitgier und Umweltschäden („Brennendes Wasser“ von Lukas Erler), um Ich-Findung und Freundschaft („Echt“ von Christoph Scheuring) sowie um die Zerstörung der Werte im Krieg („Zeit der großen Worte“ von Herbert Günther). Bei diesen komplexen Themen bewiesen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Sachkenntnis sowohl über die Buchinhalte, die Figuren und Handlungsabläufe als auch über die angesprochenen Probleme. „Ein Held muss sich hintan stellen und etwas für andere tun“, so z.B. der Schulsieger des Sfantul Josif in Karlsburg/Alba Iulia, Lukas Horvath, zur Frage, ob die Jugendlichen in „Brennendes Wasser“ tatsächlich Helden seien, weil sie einen Umweltskandal aufgedeckt haben. Michael Gross vom Mesota in Kronstadt/Bra{ov kritisierte dabei die Profitgier großer Konzerne, regte aber gleichzeitig an, bei der Energieversorgung der Zukunft auch Experimente zu wagen.
„Es geht zu Herzen, wenn man aus der Ich-Perspektive subjektive Erfahrungen aus einem Krieg miterlebt. Das sagt viel mehr aus als die nackten Zahlen über Tote, wie man sie meist im Geschichtsunterricht erfährt“, so Shaina Cotoarba vom Haltrich-Lyzeum aus Schäßburg/Sighişoara, die zu dieser Äußerung viel Zustimmung erhielt, denn der Roman „Zeit der großen Worte“, der die Kriegserlebnisse eines Jugendlichen im Ersten Weltkrieg schildert, schien allen Teilnehmern unter die Haut gegangen zu sein. Auch der Roman „Echt“ fand Anerkennung, weil, so Kiki Pantiri vom Cosbuc aus Klausenburg/Cluj-Napoca, man auch Außenseiter der Gesellschaft betrachten müsse, um sich zu orientieren.
Die Jury musste nach diesen so tiefsinnigen Beiträgen eine gute halbe Stunde beraten, so schwer fiel die Entscheidung über die Preisträger.
Zwei zweite Plätze vergab die Jury, nämlich an Katharina Ongyerth (C.N. Doamna Stanca, Fogarasch) und Claudia Kamla (C.N. S. von Brukenthal, Hermannstadt/Sibiu), die durch ihre Sprachkompetenz und ihre guten Debattenbeiträge besonders überzeugten. Siegerin wurde Shaina Cotoarba vom Haltrich-Lyzeum Schäßburg, die durch ihre ständige engagierte Beteiligung und Natürlichkeit alle für sich einnahm. Sie wird neben der Siegerin aus dem Banat bei der Lesefüchse-Endausscheidung in Berlin Rumänien würdig vertreten. „Es freut uns zu sehen, wie die Teilnahme an diesem Wettbewerb in Siebenbürgen wächst, und vor allem, wie engagiert und tiefgründig sich die Schüler mit den Texten auseinander setzen und Spaß daran haben.“ Dieses Fazit zieht die Fachberaterin Frau van der Leeden aus den Erfahrungen des diesjährigen „Lesefüchse“-Wettbewerbs. Ab dem Herbst beginnt die neue Runde dieses Wettbewerbs, bei dem tatsächlich alle Teilnehmer nur gewinnen können.