Lesung von Dagmar Dusil in Düsseldorf

Dagmar Dusil (l.) und Christa Becker. Foto: Heike Mai-Lehni

Düsseldorf - Entblätterte Zeit hat die Dichterin Dagmar Dusil ihren 2022 veröffentlichten Erzählband genannt. Aus ihm hat sie am 24. März im Schloss Jägerhof (Goethemuseum) Düsseldorf gelesen. Von dem Kulturreferat der Siebenbürger Sachsen in Zusammenarbeit mit der Museumsleitung organisiert, hatte Frau Dusil zwei Geschichten ausgewählt, die in Siebenbürgen spielen: „Liberty“, eine Erzählung, eingebettet in die Zeit des Ceaușescu-Regimes und „Das Paket“, das ein Ereignis aus ihrer Zeit als Dorfschreiberin von Katzendorf umkreist.

Mit schnörkellos klarer Sprache schildert sie Skurriles, manchmal Bedrohliches: Da ist zum Beispiel der „Sicherheitsdienst“ und die Schilderung seiner hektischen Reaktionen auf den Ruf der Bevölkerung nach „Liberty“. Es handelt sich dabei um einen gleichnamigen Hund, dem der umzäunte Garten seiner Besitzerin zu eng wird. Und dann ist da die Schilderung der Reaktionen der Dorfbewohner auf ein Paket aus dem Westen, genauer vermeintlich der EU, dessen Inhalt bei der Dorfbevölkerung Vermutungen, Wünsche und Hoffnungen weckt, die ein farbiges Bild auf die Dorfgemeinschaft werfen. Indirekt werden so Sachzwänge und Lebensverhältnisse einer anderen Kultur innerhalb des europäischen Raums sichtbar gemacht. 

Und nie wird das Menschlich-Allzumenschliche aus dem Blick verloren, das mit einer leisen Prise Ironie geschildert wird. In einem ruhigen Erzählton wird konstatiert: So ist es, so geht es zu. Bezwingend ist er und begleitet uns mit traumwandlerischer Sicherheit an allen Klippen und Abgründen vorbei bis zu einer mehr oder weniger glücklichen Wendung.

Eines ihrer Themen sei die Zeit, was sie ist und was sie mit uns macht, hatte Dagmar Dusil bei einem Interview gesagt. Und dieses Thema findet sich auch für den aufmerksamen Leser in diesen beiden Texten wieder. Glück sei, alles, was kommt, zu akzeptieren und auf das kleine Quentchen Glück zu vertrauen, beschrieb sie ihre Haltung zum Leben. Und die spiegelt sich in jedem ihrer Sätze: Es ist eine Prosa, die anrührt und der man sich nicht entziehen kann – und will.

Die Flötistin Christa Becker hat mit Stücken von Pärt, Fauré, Honegger und Bach den musikalischen Rahmen gestaltet.