Temeswar (ADZ) – Der Vorstand des Temescher PNL-Kreisverbands hat am Freitag die Kandidatur von Nicolae Robu für das Temeswarer Bürgermeisteramt und von Alin Nica für den Kreisratsvorsitz genehmigt. Gleichzeitig teilten die Temescher Liberalen mit, dass sie drei Gemeinde-Bürgermeister überzeugt hätten, ihre bisherigen Parteien zu verlassen und für die PNL am 9. Juni anzutreten. Es geht um die PMP-Bürgermeister von Jahrmarkt/Giarmata, Claudiu Mihălceanu, und Sackelhausen/Săcălaz, Nicu Viorel, sowie um die Bürgermeisterin der Gemeinde Otelek/Otelec, Silvia Fechete, die bisher der kaum noch existierenden „Pro Romania“-Partei des ehemaligen Premierministers Victor Ponta angehört hat. Alle drei ziehen nun für die PNL in den Wahlkampf, um ihre Ämter zu verteidigen.
Die Temescher PNL hatte in den vorigen zwei Wochen lautstark gegen die Abwerbung von liberalen Ortsvorstehern durch die PSD protestiert, doch wie erwartet üben sich die Liberalen selbst in dieser Praxis. Wie die ADZ berichtete, hatte der PSD-Kreisverbandschef Alfred Simonis angekündigt, dass gleich mehrere liberale Bürgermeister und Vizebürgermeister aus dem Kreis für die PSD kandidieren werden, weil sie sich angeblich in der PNL nicht mehr zurechtfinden und von dieser Partei kaum Unterstützung für die Projekte ihrer Gemeinschaften erfahren hätten. Der prominenteste unter diesen Polit-Touristen dürfte der Bürgermeister der Kleinstadt Detta/Deta sein, Petru Roman, der dort mehrere Amtszeiten hinter sich hat, und aus der PDL stammt. Seit Jahren lag er jedoch im Clinch mit der PNL-Kreisverbandsleitung in Temeswar, sein Weggehen überrascht kaum. In den kommenden Wochen dürften auch andere Bewegungen in der Parteilandschaft folgen, da die Parteien derzeit an den Kandidatenlisten für die Kommunalwahlen feilen und hinter verschlossenen Türen Verhandlungen laufen.
Während die PNL und die PSD ohne große Probleme Kandidaten für alle Ortschaften aufstellen werden, dürfte es bei den kleineren Parteien heikel werden. Selbst die USR, die 2020 einen großen Erfolg im Kreis Temesch verbuchen konnte, dürfte dieses Mal mit der herausragenden Ausnahme von Temeswar kaum noch Chancen haben, an-derswo den Bürgermeister zu stellen. 2020 hatte die USR vier Bürgermeisterposten gewonnen, in Temeswar, Dumbrăvița, Tschanad/Cenad und Feny/Foeni. Die Bürgermeisterin von Feny ist zur PSD gegangen, der Bürgermeister von Dumbrăvița wird von einem aussichtsreichen PNL-Kandidaten herausgefordert und auch in Tschanad soll es Abwerbeversuche des dortigen USR-Gemeindevaters gegeben haben. In Temeswar selbst findet bereits ein erbitterter Kampf zwischen Amtsinhaber Dominic Fritz und seinem Vorgänger Nicolae Robu statt, unklar ist währenddessen, ob die PSD in Temeswar indirekt die USR unterstützen wird. Einen aussichtslosen Kandidaten dürften die Sozialdemokraten opfern, doch noch scheint sich bei der PSD niemand für ein solches Opfer bereitzustellen.