Bukarest (ADZ) – In einem zunehmend polarisierten sozialen Kontext setzte sich die dritte Auflage Kinoklubs F-SIDES, der von Frauen produzierten Filmen gewidmet ist, damit auseinander, wie wir einander betrachten. Diese Frage wurde anhand von sechs Filmen und den Werken von sechs eingeladenen Künstlern im Rahmen der Ausstellung „Liebling, ich habe dir einen Sitzplatz besorgt“ beantwortet. Es ging dabei um Tabu-Zonen, die Art, wie wir imaginäre Grenzen ziehen, die unsere Empathie brechen, die Bildung neuer Gemeinschaften und Familien, aber auch Stigmata.
Der gesamte künstlerische Prozess war so gedacht, dass er das Bukarester Publikum dazu einlud, seine Weltanschauung zu dekonstruieren. Die Filme und Werke der dritten Saison waren ein bewusster Versuch, ausgegrenzte Dinge, Orte, Menschen und Erfahrungen, direkt in den Blick zu nehmen und ihre Perspektive zurückzugewinnen.
Das Novum des Kinoklubs im Jahr 2022 war die Einführung des Dialogprogramms zwischen Kino und anderen Künsten. Ausgehend von der Frage „Wie betrachten wir andere?“ schufen 6 Künstler jeweils eine Arbeit, inspiriert von der Filmauswahl der Filmkritikerin Georgiana Vrăjitoru. Die sechs, als Antwort auf die präsentierten Filme entstandenen Werke wurden als Zuschauer im Kinosaal platziert. Diese wurden von den Künstlern Dimitrie Luca Gora, Mihaela Vasiliu, Lorena Cocioni, Hortensia Mi Kafchin, Sabina Tupan und Iulia Toma geschaffen. Die sich daraus ergebende Verflechtung und Überlappung der filmischen Sprache mit der bildenden Kunst ruft umso mehr Reflexionen, Fragen und Alternativen bezüglich der in den Filmen behandelten Themen hervor.
Das zweite Element der Neuheit ist, dass die Organisatoren die Kultur aus dem Zentrum von Bukarest nahe den Grenzzonen versetzen wollten. Deshalb wählten sie das ISAF-Gebäude, ein zuvor vergessenes Gebäude, das Teil des Erbes der Eisenbahnindustrie in Giule{ti ist, dem Verfall preisgegeben und dann als Raum für Werkstätten und Galerien rehabilitiert wurde.
In diesem Zusammenhang und um die Öffentlichkeit zu ermutigen, auch in nicht zentralen Räumen nach Kultur zu suchen, wurde das Giule{ti-Viertel, ein Ort, der als Bukarester Kulturszene nicht sehr frequentiert ist, ausgewählt, um „Liebling, ich habe dir einen Sitzplatz besorgt“ auszustellen.
Die Kosten des Projekts wurden vom hauptstädtischen Bürgermeisteramt durch ARCUB im Rahmen des „Bucure{ti Afectiv 2022“- Programms getragen und von der Botschaft der Niederlande über den Menschenrechtsfonds kofinanziert.
Die Ausstellung kann im ISAF-Gebäude (Calea Giulești Nr. 14) bis zum 14. November täglich Mittwoch bis Samstag, von 15 bis 20 Uhr, besucht werden.