Hermannstadt - Wo begegnet man sichtbaren Zeichen deutschsprachiger Literatur in Südosteuropa? Dieser Frage geht seit einigen Jahren Prof. András Balogh nach. Balogh unterrichtet an der Germanistik-Fakultät der Babeş-Bolyai-Universität in Klausenburg/Cluj-Napoca, wo er eine Datenbank deutschsprachiger Autoren und „Literaturorte“ aufbaut. Ausgewählte Fotografien der aktuell 130 Orte umfassenden Datenbank fasste Balogh in einer Ausstellung zusammen, die bis zum 21. Juni im Hermannstädter Begegnungs- und Kulturzentrum Friedrich Teutsch in Hermannstadt/Sibiu zu sehen ist.
Die Fotografien zeigen Orte, an denen sich Spuren deutschsprachiger Autoren finden, weiß Gerhild Rudolf, die Leiterin des Teutsch-Hauses. Germanistik-Studenten aus Klausenburg fanden diese Spuren in Ungarn, der Slowakei, Serbien, Kroatien, Slowenien, der Ukraine, Polen, Bulgarien und Rumänien.
Ein großer Teil der Ausstellung widmet sich dem rumänischen und ungarischen Banat, wo sich insbesondere von Nikolaus Lenau und Adam Müller-Guttenbrunn viele Spuren finden. Fotografiert haben die Studenten aber auch Spuren zeitgenössischer Autoren wie das Geburtshaus von Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller oder den Geburtsort von Richard Wagner. Siebenbürgische Besucher stoßen auf viele weitere, wenig bekannte Autorennamen dieser Region wie Claus Klotz, Ladislaus Pyrkar, Valerie Koch oder Alexander Roda Roda. Interessantes Detail der Ausstellung sind Fotos der Gedenktafeln für die reichsdeutschen Autoren Heinrich Heine und Heinrich Böll in
Schomberg/Somberek und Szentes – leider ohne Erklärung für diese Entdeckung.
Auch die Spuren siebenbürgischer Autoren werden gesucht und gefunden. In Klausenburg fotografierten die Studenten die als Sondersammlung aufbewahrte Privatbibliothek des Theologen und Germanisten Karl Kurt Klein, die Fremdsprachenfakultät in Bukarest, wo Oskar Pastior und Dieter Schlesak studierten oder das Geburtshaus von Stephan Ludwig Roth in Mediasch.
Die Fotos ergänzte Elisabeth Binder, Museumsleiterin des Teutsch-Hauses, mit Büchern deutschsprachiger Autoren aus dem Fundus der Bibliothek des Teutsch-Hauses sowie Zitaten der in der Ausstellung erwähnten Autoren. Die Ausstellung wurde von der Donauschwäbischen Kulturstiftung gefördert und zuvor bereits in Klausenburg, Budapest und Fünfkirchen/Pécs gezeigt.