Lugoscher Postskandal weitet sich aus

Liberale und Sozialdemokraten mit üblichen Spielchen

Temeswar (ADZ) – Mit dem Skandal um die von der Rumänischen Post im Raum Lugosch/Lugoj an Rentner gemeinsam mit den Rentenzetteln ausgetragenen Werbeblätter der PNL sollen sich nun die Strafverfolgungsbehörden beschäftigen. Der Vorsitzende der Temescher Sozialdemokraten, Alfred Simonis, hat Strafanzeige gegen den Temescher PNL-Chef Alin Nica, den Direktor der Regionalen Postdirektion, Adrian Lulciuc (ebenfalls PNL-Mitglied und Ratsherr in Temeswar) sowie gegen Ionuț Sârbu, der den Lugoscher PNL-Stadtverein leitet, erstattet. In den Broschüren soll die PNL für die am 1. Januar erfolgte Erhöhung der Renten geworben haben, namentlich genannt waren Nica und Sârbu. Die Sozialdemokraten sollen jedoch herausgefunden haben, dass es zwischen der Rumänischen Post und der Nationalliberalen Partei keinen Vertrag zur Austragung von Werbematerial mit politischem Inhalt gäbe und dass die Postboten im Raum Lugosch praktisch gezwungen wurden, die PNL-Werbung gemeinsam mit den Rentenabrechnungen auszutragen. Die PNL dürfe staatliche Unternehmen nicht für ihre Zwecke vereinnahmen, Nica und Lulciuc sollen ihre Ämter sofort niederlegen, forderte die Temescher PSD bereits Ende voriger Woche. Bei der PNL gäbe es eine Clique von Straftätern, die mindestens einen Amtsmissbrauch begangen hätten.

Sârbu sagt nun, dass die PSD hinter der Affäre stünde. Er selbst habe die Flyer zum Lugoscher Hauptpostamt gebracht, damit sie verteilt werden, und natürlich darum gebeten, dass ein Vertrag abgeschlossen wird. Zwei Tage sei nichts geschehen, dann hätte die Post mit der Austragung begonnen. Das habe bestimmt der Kreispostdirektor in Temeswar, Nicolae Avram, ein Sozialdemokrat, veranlasst, nur um ihn, den Liberalen, zu kompromittieren. Er warte noch immer auf die Rechnung für die Dienste der Post, sagte der Lugoscher PNL-Chef Sârbu. Adrian Lulciuc erklärte im selben Zusammenhang, dass er nichts wisse, eine interne Überprüfung des Vorfalls veranlasst habe. Als Regionaldirektor kümmere er sich um die Post in den Kreisen Temesch, Arad und Karasch-Severin und wisse nicht auf Anhieb, was der Leiter des Lugoscher Hauptpostamtes oder der Direktor des Temescher Kreispostamtes tut. Jedenfalls werde man alles überprüfen.

Bis auf Weiteres hat die Leitung der Rumänischen Post in Bukarest ihre sogenannten „Postmesager“-Dienstleistungen (Austragung von Werbung) für politische Inhalte ausgesetzt. Die Post sei stolz auf ihre 162-jährige Geschichte in den Diensten der Bürger Rumäniens, sie würde zwar alle demokratischen Werte achten, doch Ehre und Prestige würden ihr verbieten, ihr Image mit jenem der politischen Parteien zu verbinden.