Kronstadt – Die Mitglieder, Freunde und Förderer der Evangelischen Kirche A. B. Kronstadt sind herzlich zu einem Vortrag von Dr. Frank-Thomas Ziegler und Camelia Neagoe über Leben und Werk von Luise Treiber-Netoliczka (1893–1974) eingeladen. Der Vortrag findet in deutscher und rumänischer Sprache am heutigen Dienstag, dem 25. März, von 17 bis 18 Uhr im Kapitelzimmer des alten Pfarrhauses, Johannes-Honterus-Hof Nr. 2, statt.
Während des Vortrags werden ausgewählte Originalfotografien und Autografen präsentiert.
Luise Netoliczka war Spross einer angesehenen Kronstädter Familie von Intellektuellen und Künstlern. Ihr Vater, Oskar Netoliczka senior, war Lehrer und der 92. Rektor des Honterusgymnasiums, dazu Honterus-Forscher und Ehrendoktor der Universität Zürich. Der Bruder, Oskar Netoliczka junior, ist als begabter bildender Künstler und gleichzeitig als herausragender Fotograf in Erinnerung geblieben. Gustav Treiber, ihr Ehemann, war Bauingenieur, Architekturhistoriker und Mitbegründer des Burzenländer Sächsischen Museums.
Luise Treiber-Netolicza absolvierte das Honterusgymnasium und schloss daran Studien in Budapest, Leipzig und Marburg an, die sie mit der Erlangung des Doktortitels in den Fächern Deutsche Sprache und Literatur, Kunstgeschichte und Archäologie abschloss. Beginnend mit ihrer neunjährigen Tätigkeit am Siebenbürgischen Volkskundemuseum in Klausenburg entwickelte sie sich zu einer prägenden Ethnografin der Zwischenkriegszeit.
Zu ihren Verdiensten gehört nicht nur, dass ihre Forschungen sowohl interkulturell als auch besonders akribisch angelegt waren, sondern dass sie auch das Medium der Fotografie als Hilfsmittel systematisch einbezog und dabei einen besonders wertvollen Bestand inzwischen historischer Bilddokumente zusammentrug. Sowohl ihr Lebensweg als auch ihre Laufbahn waren durch die großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts letztlich tiefen Spannungen ausgesetzt. Ihr Lebenswerk entbehrt bis heute einer angemessenen wissenschaftsgeschichtlichen Einordnung.
Frank-Thomas Ziegler und Camelia Neagoe berichten über die erste Sichtung des an der Evangelischen Kirche A. B. Kronstadt bewahrten Nachlasses und präsentieren daraus unveröffentlichte Materialien. Gleichzeitig zeigen sie offene Fragen für zukünftige Forschungen auf.