Temeswar (ADZ) – Die Nationale Gesellschaft für die Verwaltung der Straßenverkehrsinfrastruktur (CNAIR) hat Ende voriger Woche die Erstellung einer Machbarkeitsstudie für die Autobahn Temeswar – Morawitza/Moraviţa ausgeschrieben. Der Großteil der Finanzierung für die Studie, die über drei Jahre laufen soll, wird von der Europäischen Union über das Großprojekte-Programm der europäischen Regionalentwicklungspolitik (Kohäsionsfonds) gewährleistet. Allein die Kosten für die Erstellung der Machbarkeitsstudie liegen bei knapp 15 Millionen Lei, die EU steuert 9,30 Millionen Lei bei, den Rest bezahlt die rumänische Regierung.
Unklar ist, ob vor 2022 auch mit dem Bau der Autobahn begonnen werden kann, genauso wie vorläufig noch geklärt werden muss, ob die Regierung schließlich eine Autobahn oder nur eine vierspurige Schnellstraße bauen will. Klären soll die Machbarkeitsstudie auch, wo die geplante Trasse beginnen soll, nämlich im Süden der Stadt Temeswar oder im Osten, im Raum Remetea Mare – Izvin, wo eine Verbindung an die bestehende Autobahn A1 (Nadlak/Nădlac – Hermannstadt/Sibiu) hergestellt werden kann. Sollte man sich jedoch für die zweite Variante entscheiden, wird auch diese Autobahn einen ziemlich weiten Bogen um Temeswar herum schlagen und die wahrscheinlich bis dann fertiggestellte Südosttangente, deren Bau heuer beginnen soll, verdoppeln.
Eine Autobahn zwischen der serbischen Hauptstadt Belgrad und der Stadt Temeswar wurde immer wieder von der Regierung des Nachbarlandes ins Gespräch gebracht, doch in den Jahren 2015 – 2016 von der Bukarester Regierung unter Victor Ponta und Dacian Cioloş abgelehnt. Ein 2016 in Temeswar stattfindendes Gespräch zwischen Ex-Premier Cioloş und dem damaligen Ministerpräsidenten Serbiens, Aleksandar Vucic, gegenwärtig serbisches Staatsoberhaupt, konnte das Projekt nicht voranbringen. Ende 2018 erklärte die rumänische Regierungschefin Viorica Dăncilă auf einem Treffen mit den Staats- und Regierungschefs der Westbalkanländer im bulgarischen Warna, dass die Autobahn zwischen Temeswar und Belgrad doch noch gebaut werden solle, allerdings sprach sie von einer Hochgeschwindigkeitsstraße, einer vierspurigen Schnellstraße, und nicht von einer Autobahn.
Da die CNAIR nun eine Machbarkeitsstudie für eine Autobahn zwischen Temeswar und Morawitza entwerfen lassen will, ist davon auszugehen, dass man sich in Bukarest doch für eine Autobahn entschieden hat. Und auch, dass sich die serbische Seite auf die Trasse festgelegt hat, die auf dem Gebiet des Nachbarlandes gebaut werden soll, nämlich von Pantschowa/Pancevo über Werschetz/Vrsac nach Vatin, dem Ort an der serbisch-rumänischen Grenze bei Morawitza, und nicht, wie vor einigen Jahren publik gemacht, von Belgrad über Großbetschkerek/Zrenjanin nach Serbisch-Zerne/Srpska Crnja (Grenzübergang Hatzfeld/Jimbolia) oder nach Modosch/Jasa Tomic (Grenzübergang Feny/Foeni). Eine künftige Autobahn solle so entlang der gegenwärtigen Europastraße 70 verlaufen.