Bukarest – Die Sensoren für die Überwachung der Luftqualität haben am Mittwochmorgen Überschreitungen von bis zu 700 Prozent für die Konzentration von PM2,5-Partikeln in der Luft gemeldet, bzw. Überschreitungen von etwa 400 Prozent für PM40-Partikel. Auch vor Ort stellten Umwelthüter fest, dass die Luft in vielen Bereichen schwer zu atmen war. Man geht davon aus, dass die enorme Luftverschmutzung durch illegale Verbrennungen verursacht sei, so der ehemalige Leiter der Umweltbehörde, Octavian Berceanu. Es gebe bereits einen Gesetzesentwurf im Parlament, nach dem illegale Verbrennungen als Straftat eingestuft werden sollen, so Berceanu, jedoch würde der Umweltminister „den Begriff illegale Verbrennungen nicht verstehen“ und dementsprechend das Projekt nicht unterstützen. „Irgendwie haben Umweltverbrechen und illegale Verbrennungen grünes Licht bekommen“, klagt Berceanu. Gemäß seinen Informationen würde der meiste Rauch aus Verbrennungen von Autoschrott stammen und extrem giftig sein: 4500 Mal gefährlicher als die Luftverschmutzung, die durch Holzverbrennungen oder Zentralheizungen entsteht.
Die Spitzen der Luftverschmutzung wurden von den Sensoren des unabhängigen Netzwerks airly.eu insbeson-dere in den Stadtvierteln Ferentari, Pantelimon und Șoseaua Giurgiului registriert. Auch die Messstationen des Umweltministeriums im Bereich Lacul Morii registrierten Überschreitungen von etwa 350 Prozent bei PM2,5-Partikeln, bzw. von 250 Prozent bei PM10-Partikeln. Auch das unabhängige Netzwerk aerlive.ro konnte am Mittwochmorgen spektakuläre Grenzwertüberschreitungen aufzeichnen.
Während der letzten Jahre wurden oftmals an Wochenenden oder während der Nacht Überschreitungen von mehr als 600 Prozent der Feinstaubbelastung in der Luft registriert, wobei die Behörden keine eindeutige Erklärung dafür abgeben konnten. Auch die jetzige Situation sei wieder einmal auf „ungünstige Wetterbedingungen“ zurückzuführen, wobei eigentlich ab Dienstagabend die Luftverschmutzung im ganzen Land gestiegen sei, nicht nur in Bukarest, so das Ressortministerium. Die „horizontale Luftbewegung“ sei am Dienstag sehr gering gewesen und hätte die Ausbreitung der Schadstoffe während der Nacht verhindert, heißt es in einer Stellungnahme des Umweltministeriums für hotnews.ro. Auf Grund historischer Daten könne man feststellen, dass es im Winter und Frühjahr stets mehrere Tage mit derart ungünstigen Wetterbedingungen gebe, weswegen kleinere oder mittlere Verbrennungsquellen bei gleichem Emissionsniveau „manchmal eine viel stärkere Auswirkung auf die Luftqualität haben können“, so die Umweltbehörde. Die Umwelthüter hätten die ganze Nacht Prüfungen durchgeführt, es gäbe aber „keine Berichte über Ausbrüche, die die Luftqualität hätte beeinflussen können“.
Andererseits meldete das Inspektorat für Notfallsituationen für das Jahr 2020 mehr als 130 Einsätze im Bereich Bukarest - Ilfov auf Grund umweltschädlicher Abfallverbrennungen. Insgesamt wurden damals 870 Tonnen Müll verbrannt.
Die Feinstaubpartikel mit einer Größe unter 10 Mikrometer, aber insbesondere Partikel unter 2,5 Mikrometer sind sehr gefährlich, da sie in die Lunge gelangen und nicht mehr hinaus können. Mit der Zeit verursachen sie Lungenkrebs, Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders betroffen sind Menschen mit Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen, Kinder, ältere Menschen und Asthmatiker. Kinder unter 15 Jahren atmen mehr Luft und damit auch mehr Schadstoffe ein. Sie atmen schneller als Erwachsene und neigen dazu, mehr durch den Mund zu atmen, wodurch der natürliche Filter in der Nase praktisch umgangen wird. Sie sind besonders gefährdet, weil ihre Lungen noch unterentwickelt sind und das Lungengewebe, das sich in der Kindheit entwickelt, empfindlicher ist. Staubverschmutzung verschlimmert Asthmasymptome wie Husten, Brustschmerzen und Kurzatmigkeit. Langfristige Exposition gegenüber niedrigen Feinstaubkonzentrationen kann zu Krebs und vorzeitigem Tod führen.