Medientreffen bei Konsul Hans Erich Tischler

Griffige Methoden der Umsetzung europäischer Rechte und Pflichten in Rumänien

Hermannstadt – Traian Deleanu, Chefredakteur der rumänischsprachigen Tageszeitung „Turnul Sfatului“ Hermannstadt/Sibiu, Adrian Popescu, Redakteur der Lokalzeitung „Tribuna“, Monika Tompos, Redakteurin der Kulturzeitschrift „Capital Cultural“, Izabela Paulescu, Lokalkorrespondentin der nationalen Presseagentur „Agerpres“, und Ioana Deac, Dolmetscherin des Konsulats der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt, trafen sich auf Einladung von Konsul Hans Erich Tischler am Donnerstag, dem 7. März, in der Residenz des Konsuls zu einer Gesprächsrunde informellen Charakters, um unterschiedliche Blickwinkel auf die in naher Zukunft bevorstehenden Herausforderungen europäischer Art zu erörtern.
Konsul Hans Erich Tischler bekennt sich offen als Mitglied jener europäischen Zivilgesellschaft, der die Teilnahme an den EU-Wahlgängen des Wochenendes 24.-26. Mai am Herzen liegt. Eine mehrfache Verwendung des Schlagwortes Populismus sowohl in der einleitenden Ansprache des bundesdeutschen und diplomatisch beauftragten Gastgebers als auch in den Stellungnahmen der lokalen Medienvertreter traf den Nerv der rumänischen und internationalen Gegenwart. Den im 20. Jahrhundert hart erkämpften sozialpolitischen Errungenschaften steht eine aktuelle Pattsituation gegenüber, deren Beseitigung die verschworene Gemeinschaft westlicher Karrierediplomaten und progressiv eingestellter Medienbeauftragter erreichen möchte.
In Rumänien, einem der jüngsten und zugleich ärmsten Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, wirkt sich eine fühlbar starke Sensationsgier breiter Wählermassen negativ auf das durchschnittliche Nutzerverhalten im Medienbereich aus. Sorgfältig verfasste und recherchierte Konzeptartikel in der Länge einer gesamten Zeitungsseite werden ausschließlich von einem kleinen Publikum gelesen, das der Allgemeinheit den Wunsch nach vermeintlich fortschrittlichen Richtungsentscheidungen nur bedingt zu vermitteln vermag. Konsul Tischler jedoch ist „davon überzeugt, dass der EU-Gipfel am 9. Mai in Hermannstadt deutliche Signale nach außen senden wird“. Auch deutet er die Bestimmung Hermannstadts als Ort der Austragung des EU-Gipfels als willkommene Entscheidung, da Rumänien „nicht nur aus Bukarest“ bestehe. „Solidarität“, „neue Zukunftsvisionen“ und eine „bürgerliche Beteiligung“ der europäischen Zivilgesellschaft am gemeinsamen Hausbau sind wichtige Stichworte im politischen Diskurs des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland.
Bislang hat die rumänische Zivilgesellschaft international hauptsächlich durch Protestkundgebungen progressiver Eliten auf sich aufmerksam gemacht. Die hohe Wahlbeteiligung sämtlicher Bürgerinnen und Bürger zugunsten einer innen- und außenpolitischen Sachlage, die dem Zielgedanken einer funktionierenden repräsentativen Demokratie entspricht, hängt als Fragezeichen über dem dringenden Horizont des Landes zwischen Ukraine, Puszta, Donau, Schwarzem Meer und dem postsowjetischen Pulverfass der Republik Moldau.