Reschitza – Ein organisierter Verbrecherring, der auf Menschenschmuggel spezialisiert war, ist von der Grenzpolizei in Zusammenarbeit mit der Polizeidirektion zur Bekämpfung des Organisierten Verbrechens und Terrorismusbekämpfung, DIICOT, „destrukturiert“ worden, um den spezifischen Sprachgebrauch der beiden Institutionen zu zitieren. Es fanden – zeitgleich – in den Landeskreisen Dolj, Temesch, Arad, Karasch-Severin und Argeș insgesamt 33 Hausdurchsuchungen statt.
Die Staatsanwalt erhebt jetzt Anklage wegen Organisierung einer Verbrecherbande, Schleuserei und Beihilfe zum illegalen Überschreiten der Staatsgrenze. Beschuldigt werden Bürger Rumäniens, Bulgariens, des Irak, Pakistani und Bengalesen. Illegale Migranten wurden in Bulgarien „übernommen“, über die Donau nach Rumänien geschafft, durch Rumänien an die Westgrenze gefahren und von anderen Schleusern über die Grenze nach Ungarn geschafft. Der Grenzübertritt Richtung Ungarn geschah in der Regel in Zusammenarbeit mit Fernfahrern, die die Migranten in Fernlastern versteckten. Bisherigen Erkenntnissen zufolge kostete der Menschenschmuggel jeden illegalen Migranten zwischen 4000 und 5000 Euro.
„Bisherigen Erkenntnissen zufolge rottete sich die Bande der Menschenschmuggler Anfang 2023 auf dem Hoheitsgebiet Rumäniens zusammen. Die Bande bestand von Beginn an aus Rumänen, Bulgaren, Bengalen und Irakern, letztere beide als Vermittler und Dolmetscher, denn die meisten der geschleusten Migranten kamen aus Nordwestindien/Bengalen und aus dem Irak“, heißt es im Kommuniqué von DIICOT zu den breit angelegten Hausdurchsuchungen.
Der Begriff „Menschenschmuggel“ ist aus dem Englischen „smuggling of migrants“ übersetzt und kommt aus einem Zusatzprotokoll zum Übereinkommen der Vereinten Nationen gegen die grenzüberschreitende organisierte Kriminalität gegen die Schleusung von Migranten auf dem Land-, See- und Luftweg. Im Deutschen werden beide Begriffe, „Menschenschmuggel“ und „Schleusung“ etwa gleichwertig benutzt.
Die Mehrheit der geschleusten Migranten – so erste Erkenntnisse – kamen aus dem arabischsprachigen Raum. Nicht nur aus dem Irak. Sie wurden auf dem Staatsgebiet Bulgariens identifiziert, kontaktiert und für die Schleuserei organisiert sowie mittels Booten über die Donau nach Rumänien gebracht. Das Ziel nahezu aller Geschleusten war Deutschland. In der Regel wurden sie auf dem Gebiet des Landeskreises Dolj in Fernlastern versteckt und bis in den Raum Temesch-Arad gebracht, wo sie in improvisierten Massenunterkünften für ein-zwei Tage untergebracht wurden, bis zum Ring gehörende Fernfahrer Richtung Westen fuhren und die Migranten in ihren Fahrzeugen verbargen. Die Migrantengruppen bestanden aus 20 bis 30 Personen, meist männlichen Geschlechts. Der Vorgang ist aufgeflogen und die Untersuchungen wurden ausgelöst, als einer der Binnentransporter in Rumänien, unterwegs von Dolj nach Arad, mit einem Fahrer, der Mitglied des Menschenschmugglerrings war, einen Unfall erlitt, mit zwei Dutzend Migranten an Bord, unter denen es mehrere Verletzte gab.
Die 4000 bis 5000 Euro, die jeder illegale Migrant zu Beginn der Schleusung zahlen musste, wurden nach einem festen Schlüssel an die Beteiligten aufgesplittet, je nach dem geschätzten „Beteiligungsgrad“. Investiert wurde das „Einkommen“ meist in Luxusautos und in Immobilienkauf. Bisher konnten 20 Migrantentransporte von den Staatsanwälten nachgewiesen werden. Rund 500 illegale Migranten sollen „bedient“ worden sein.
Die Untersuchungen gegen die Menschenschmugglerbande werden von den Staatsanwälten der Zentralstelle von DIICOT in Bukarest durchgeführt. Beteiligt sind auch Justizstellen in Bulgarien, Deutschland sowie Polizisten und Justiziare von Europol.