Bukarest/Reschitza – Der Oberste Justiz- und Kassationshof (ÎCCJ) hat sein endgültiges Urteil im Prozess wegen Manipulationen von Ausschreibungen gegen den Eisenbahnmagnaten Gruia Stoica ausgesprochen: zweieinhalb Jahre Freiheitsentzug auf Bewährung. Damit ist der sich seit gut zwei Jahren hinziehende Prozess wegen versuchter Beeinflussung des Ausschreibeverfahrens für die Kohlentransporte des Energiekomplexes Oltenia beendet und dem Milliardär eine beschränkte Freiheit gewährt worden. Verurteilt wurde auch der Rechtsanwalt des Energiekomplexes Oltenia (Braunkohlenabbau und Wärmekraftwerke), Doru Boştină, der als Vermittler für Gruia Stoica wirken sollte: ein Jahr auf Bewährung. Beiden hat die Instanz alle in solchen Fällen üblichen Auflagen vorgeschrieben, während Gruia Stoica zusätzlich 90 Tage zugunsten der Gemeinschaft in Bukarest arbeiten muss.
Im Mai 2013 hatte der Energiekomplex Oltenia aus Târgu Jiu (übrigens: der Wahlkreis des Ex-Premiers Victor Ponta, und derselbe Energiekomplex, für den oder in dessen Rahmen der in U-Haft befindliche Senator Dan Şova und sein Spezi Ponta laut DNA-Staatsanwaltschaft auch allerhand krumme Sachen gedreht haben sollen) eine öffentliche Ausschreibung für die Kohlentransporte vom Förderort zu den Wärmekraftwerken unter dem Titel „Eisenbahndienstleistungen für Kohlentransporte“ angekündigt. Diese sollten zu den Wärmekraftwerken Craiova II, Işalniţa und Turceni gekarrt werden. Mehrwertsteuerfrei handelte es sich um rund 473,069 Millionen Lei (195,079 Millionen Lei für Turceni, 105,415 Millionen für Craiova II, 172,575 Millionen für Işalniţa).
Eingeschrieben hatten sich die staatliche CFR Marfă, GFR (Grup Feroviar Român) des Gruia Stoica und weitere drei Firmen. Die Angebote mussten zwischen dem 17. und 29. Januar 2014 eingereicht werden. Laut Staatsanwaltschaft hatte Gruia Stoica am 22. Januar 2014 den Rechtsanwalt Doru Boştină kontaktiert und ihm drei Millionen Euro versprochen, wenn er seinen Einfluss bei CFR Marfă geltend macht, damit deren Angebot neben seinem seitens GFR unakzeptabel werde. Zumindest sollte er die Höhe des Angebots von CFR Marfă auskundschaften und ihm mitteilen. In dieser Phase, die abgehört und aufgezeichnet wurde, schlug die DNA-Staatsanwaltschaft zu und überzeugte auch das Gericht von der Richtigkeit ihrer Vermutungen der beabsichtigten unerlaubten Einflussnahme auf die angekündigte Ausschreibung.
Gruia Stoica ist derjenige, dem das Semenic-Hotel im Reschitzaer Stadtzentrum gehört sowie mehrere Hotels auf dem Hochplateau des Semenik-Gebirges, die er aus einer Insolvenzmasse erworben hatte, mit der nachträglich erwiesenen Absicht sie als Garantie für Bankanleihen zu verwenden und die er seither (über sieben Jahre sind vergangen) verfallen lässt. In erster Ehe war er mit der einen Wahlkreis von Karasch-Severin vertretenden PNL-Abgeordneten Valeria Schelean verheiratet und hat mit ihr eine Tochter.