Mit Apps, Schatzsuchen, Orgeltönen und etwas Zauber in den Dezember hinein

Deutschsprachige Schulklassen feierten zusammen Vorfreude auf Weihnachten

Auch wenn Singen leider nicht die Stärke der jungen Gäste war – Brita Falch Leutert hatte es nicht schwer, die vier Schulklassen zum Klatschen und Stampfen im Takt der deutschen und rumänischen Weihnachtslieder zu überreden. Gemeinsam mit Jürg Leutert (im Hintergrund am Orgelspieltisch) und Adriana Hermann hat sie die neuen Lehrbücher „Musik und Bewegung“ für die 2. und 3. Klasse herausgebracht. Foto: Klaus Philippi

Hermannstadt – Irgendetwas musste anders angepackt werden am Dienstag, dem 29. November, als 94 Schülerinnen und Schüler der Klassen 5, 6 und 7 vom Doamna-Stanca-Gymnasium Fogarasch, vom Deutschen Lyzeum Mühlbach/Sebeș einschließlich der Filiale Langendorf/Lancrăm und natürlich vom Samuel-von-Brukenthal-Gymnasium Hermannstadt/Sibiu sich von mittags bis abends für die Projektbegegnung „Es weihnachtet sehr!“ begeistern sollten. Da schon zu Ende des Schuljahres 2021/2022 in Langendorf appetitlich süß gebacken und Zeitvertreib mit Smartphones einen halben Tag lang recht streng untersagt worden war (die ADZ berichtete), lag es für Deutschlehrerin Bianke Grecu aus Hermannstadt und weitere neun Lehrerinnen und Lehrer aus Mühlbach, Langendorf, Fogarasch und vom gastgebenden Brukenthal-Gymnasium auf der Hand, dem Spaßfaktor zuliebe kein Risiko einzugehen. Binnen nur eines Kalenderjahres zum zweiten Mal auf das schon gut bekannte Rezept für Honigkuchen zu setzen, hätte die Aufmerksamkeit von vier Schulklassen – allein zwei vom Deutschen Lyzeum Mühlbach – vielleicht nicht ganze sechs Stunden lang bündeln können. Es lief also genau umgekehrt im Vergleich zum heißen Junitag, denn für diesmal blieb trotz Advent und Weihnachten der Lebkuchen-Teig außen vor, und die Nutzung von Smartphones war ausdrücklich gefordert.

Die Orientierungshilfe für das Ablaufen der kurzen Routen zweier Schatzsuchen hätte digitaler kaum gewählt und das Terrain beider Schnitzeljagden nicht lebensechter ausgesucht werden können. 23 gemischte Gruppen zu je vier oder fünf Schulkindern luden sich per QR-Code-Scan die Google-Play-App „Actionbound“ auf ihre Smartphones herunter und unternahmen umgehend eine auf 18 Stationen hinweisende Recherche in und teilweise auch vor dem Brukenthal-Gymnasium. Womöglich haben selbst Schülerinnen und Schüler der hehren Hermannstädter Bildungsstätte dabei das erste Mal in ihrem Leben wirklich Zeit zum Nachdenken über die Tafel zwecks Erinnerung an das Lawinenunglück vom Bulea-See 1977 aufgewendet, oder sich gefragt, worauf die Inschrift „Salvete Dii Scholarum Patroni“ denn überhaupt anspielt. Dass die seit jeher knarrenden Treppen zwischen dem ersten und zweiten Stock genau gezählt sein wollten, wurde sofort geschnallt und mit sportlichstem Eifer befolgt. Einige Ernüchterung bereitete Bianke Grecu dagegen die Tatsache, dass manche Schülergruppen die Aufgabe „Macht ein Foto aus dem Schulgebäude!“ missverstanden und das Brukenthal-Gymnasium von draußen fotografieren zu müssen meinten, statt von drinnen einen Schnappschuss mit Blick etwa auf den Schulhof zu machen.

Unerwartet – oder gar besorgniserregend? - verhalten auch die Begeisterung der vier einander begegnenden Schulklassen zum Weihnachtslieder-Singen in der evangelischen Stadtpfarrkirche direkt gegenüber, wo Kantorin Brita Falch Leutert und Musikwart Jürg Leutert sage und schreibe vier Orgeln von ganz klein bis ganz groß vorstellten und „Steaua sus r²sare“, „Ihr Kinderlein, kommet“, „Domn, domn, să-nălțăm“, „Stille Nacht“ sowie „Oh, du fröhliche“ letztlich allein instrumental spielten. Die überwiegende Mehrheit der Schülerinnen und Schüler begnügte sich mit Zuhören. Sollten Einzelne dennoch mitgesungen haben, gingen ihre Stimmen unter. Schade.

Beim Imbiss im Lokal „Taverna Akropolis“ von Gastwirt und Koch Artur Schuster brannte nichts an, und Leuchten in den Augen aller Teilnehmenden entfachte auch der ausführliche Sonderauftritt von Magier Christianis aus Großwardein/Oradea, der seit über zehn Jahren zum Kern der Stammgäste am Kinder- und Jugendtheater „Gong“ zählt, das übrigens die Projektbegegnung „Es weihnachtet sehr!“ gerne unterstützte. Seine verblüffende Zaubershow krönte der Profi mit dem Flug eines Gelbbrustara. Der blau-gelb gefiederte Papagei hätte spektakulär weit über die 104 Zuschauerköpfe auf die ausgestreckte Hand seines Herrchens zurück fliegen sollen, verhielt sich jedoch nicht wie ein Bumerang. Überraschend auf einer jungen Schulter landete er. Zu Schaden kam dabei gottlob niemand, und Freude bereitete der Auftritt des exotischen Vogels allemal. Mitten ins Schwarze traf selbstverständlich auch die mit Hilfe der bereits genannten App zu meisternde Schatzsuche am Hermannstädter Weihnachtsmarkt auf dem Großen Ring/Pia]a Mare am frühen Abend.

Vor dem Heimweg gab es Schokolade-Päckchen für alle Gäste und Gastgeber. Nicht am spießig lockenden Weihnachtsmarkt, sondern in der schützenden Aula des Brukenthal-Gymnasiums. Im Frühjahr 2023 wollen Mühlbach, Langendorf, Fogarasch und Hermannstadt an ihrer Partnerschaft in deutscher Bildungssprache weiterarbeiten. Und dann wieder mit Teig und Backöfen – das ist aber auch alles, was dazu verraten werden darf.