Mit Lulica gegen Vorurteile

Hermannstädter Roma feierten am Samstag Internationalen Tag der Roma

Viele Schaulustige sahen den tanzenden Roma auf dem Großen Ring zu.

Hermannstadt - Bereits am Samstag wurde in Hermannstadt/Sibiu der Internationale Tag der Roma gefeiert, der eigentlich erst am Sonntag anstand. Die Familie des selbsternannten „Königs“ der Roma, Florin Cioabă, organisierte aus diesem Anlass eine Reihe von Veranstaltungen. Höhepunkt war die Vorstellung von „Lulica“, der ersten Roma-Puppe.

Rund 100 Roma zogen am Samstagmittag aus Neppendorf/Turnişor in Richtung Stadtzentrum. Los ging es am Haus von Florin Cioabă, dem Vorsitzenden des Christlichen Zentrums der Roma in Hermannstadt. Wie in den Vorjahren machte der Zug Halt an der Brücke über den Zibin/Cibin. Zum Gedenken an die im Holocaust ermordeten Roma warfen die Teilnehmer des Marsches aus Weidenzweigen geflochtene Kränze ins Wasser.

Nach dem Gedenken ging es singend und tanzend weiter. Für musikalische Untermalung sorgte Tudor Lakatoş alias Elvis Romano, der sonst für seine Elvis-Presley-Interpretationen bekannt ist, diesmal aber mit traditionellen Liedern auf Romanes für Stimmung sorgte. Der Marsch ging über die Heltauer Gasse/Str. Bălcescu auf den Großen Ring/Piaţa Mare, wo sie sich unter die Besucher des Ostermarktes mischten. Die tanzenden Frauen und Mädchen in ihren traditionellen rot-blauen Gewändern zogen hier die Blicke zahlreicher Schaulustiger auf sich und posierten bereitwillig mit Touristen. 

Im Rathaus war der offizielle Teil der Feierlichkeiten angesetzt. Höhepunkt – nach den Worten von Cioabă – war die Vorstellung – der ersten Roma-Puppe für das Kinderzimmer. Getauft wurde die Puppe „Lulica“, dem Namen seiner Großmutter, wie Cioabă bemerkte. Die cirka 30 Zentimeter große Puppe hat einen dunklen Teint, grüne Augen und schwarze Haare. Gekleidet ist „Lulica“ nach traditioneller Art mit buntem Kleid und Kopftuch. „Ich hoffe, dass diese Puppe bei unseren rumänischen, deutschen und ungarischen Brüdern ankommt“, sagte Cioabă. Er wünsche sich, dass mithilfe der Puppe die Ängste von Kindern gegenüber Roma abgebaut werden.

Die Puppe habe sein Enkel entworfen, sagte Cioabă, der am Hermannstädter Kunstlyzeum lerne. Ein Unternehmen aus Arad produziere die Puppe, von der vorerst 20 Exemplare angefertigt wurden. Der Verkaufspreis für die Puppe soll zwischen 100 und 150 Lei liegen. Im Laufe des Jahres werde eine männliche Variante folgen.

Am Nachmittag verlagerte sich das Geschehen auf den Kleinen Ring/Piaţa Mică, wo Elvis Romano traditionelle Musik zum Besten gab und Gedichtvorlesungen einen Einblick in die Roma-Kultur gaben.