Temeswar (ADZ) - Nachdem die Anzahl der an Covid-19-Erkrankten im Kreis Temesch relativ stark zugenommen hat und das Victor-Babeș-Spital für Infektionskrankheiten erneut ausgelastet ist, hat der Landeskatastrophenschutz eine voll ausgestattete mobile Intensivmedizin-Einheit mit 12 Betten nach Temeswar geschickt und im Hof des Krankenhauses aufstellen lassen. In Anwesenheit von Innenminister Marcel Vela wurde diese am Wochenende ihrer Bestimmung übergeben. Der Innenminister sagte, dass die Katastrophenschutzbehörde vier solche Einheiten erwerben konnte, je eine sei bereits in Galatz/Galați und in Ploiești im Einsatz, die dritte kam nach Westrumänien und die vierte werde entsprechend den regionalen Entwicklungen eingesetzt. Auch sprach der Minister davon, dass man Ärzte aus weniger betroffenen Kreisen in Krisenregionen versetzen werde, wenn dies erforderlich sei. Ebenfalls wolle man die im April-Mai aufgestellten Feldlazarette des Verteidigungsministeriums benutzen, in Temeswar habe man bereits auf das auf dem CFR-Stadion gebaute Feldspital zurückgreifen müssen.
Niemand müsse sich fürchten, im Falle einer Erkrankung unbehandelt zu bleiben, versicherte Vela. Natürlich könne es dazu kommen, dass Patienten verlegt werden müssen, aber unbehandelt werde keiner bleiben, so der Innenminister. Auch wisse er, dass sich die Bürger in großer Mehrheit an die Regeln halten. Es gäbe allerdings einige Apostel der Rechte und Freiheiten, die der Ansicht seien, dass die gegenwärtige schwere Gesundheitskrise politisch missbraucht werden könne. Er lade sie ein, mit Menschen zu sprechen, die ihnen nahestehende Personen verloren hätten, um endlich zu begreifen, dass die Gefahr tatsächlich existiere. Er wolle noch einmal vor dem Ansteckungsrisiko warnen, das Virus sei unsichtbar und aggressiv und unterscheide nicht zwischen Alt und Jung, Mann und Frau und auch nicht nach Landes- oder Kreisgrenzen oder nach politischen Vorlieben. Die Bürger müssten sich weiterhin solidarisch und verantwortungsbewusst zeigen, sagte der Minister. An den Sieg der Vernunft glaube er wei-terhin fest.
Währenddessen meldete der Kreis Temesch 88 Neuinfektionen am Samstag und 15 am Sonntag, mehrere Infektionsherde sollen ausgebrochen sein. Am schlimmsten sei die Lage beim Schweinefleischkonzern Smithfield, wo bei insgesamt 93 Mitarbeitern eine Covid-19-Infektion festgestellt werden konnte, 56 davon allein am Samstag. Das Gesundheitsamt ordnete die Einstellung der Produktion an, eine Untersuchung ist im Gange. Ursprünglich hatten sich bei Smithfield acht vietnamesische Gastarbeiter infiziert, doch der Seuchenherd konnte nicht eingedämmt werden. Die Erkrankten befänden sich allerdings in gutem Zustand, sie wurden alle isoliert. Nun soll die gesamte Belegschaft getestet werden. Weitere Infektionsherde seien in der Kleinstadt Fatschet/F˛get gefunden worden, nachdem ein Infizierter an einer Tauffeier in einer neuprotestantischen Gemeinde teilgenommen haben soll.
In Temeswar starb am Wochenende ein auf eigenen Wunsch aus dem Krankenhaus entlassener Mann, der eine Remdesivir-Therapie verweigert hatte. Der 50-Jährige habe keine Experimente am eigenen Leib dulden wollen, sagte der Leiter des Victor-Babeș-Krankenhauses und sei entlassen worden. Wenige Tage später verschlechterte sich sein Zustand, er kam auf die Intensivstation und verstarb am Samstag.