Moderne Kunst, so weit Hermannstadts Augen reichen

Hermannstadt – Etwa hundert bildende Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt werden in den letzten beiden September-Wochen nach Hermannstadt reisen und das Sibiu Contemporary Art Festival (SCAF) endlich zu einer globalen Spitzenbegegnung formen. Alexandru Chituță selbst schwebt nicht erst seit gestern vor, das artistisch Feinste vom Zeitgenössischen internationaler Bühnen in das Bruken-thalmuseum und seine Stadt zu bringen, auch wenn die lokale Infrastruktur dem stolzen Anspruch weit hinterherhinkt. Ein starkes Motiv mehr für den interimistischen Direktor des Brukenthalmuseums, die vierte Auflage des SCAF unbedingt als Startrampe für zumindest eine längst überfällige Neuerung zu verwerten: auf dem öffentlich bislang unbekannten Palais-Dachboden am Großen Ring/Piața Mare wird ausstellend Bildhauer und Wahlösterreicher Virgilius Moldovan (Jahrgang 1955) erwartet, und im gleichen Zeitraum vom 16. bis zum 30. September begrüßt Hermannstadt auch einen Architekten vom Team des internationalen Büros Zaha Hadid zum Vortrag – 2004 hatte die 2016 im Krankenhaus verstorbene Gründerin der nach ihr persönlich benannten Design-Firma den Pritzker-Architekturpreis erhalten, der in der Branche als die begehrte Nobel-Auszeichnung schlechthin gilt.

Sämtliche Disziplinen von Malerei, Grafik, Fotografie, Video-Kunst, dem Bildhauerischen mit Glas und Keramik über manch gemischte Techniken mit Textilien und moderne Schmuck-Anfertigung bis hin zu digitalen Arbeitsweisen und sogar Eigentums-Signaturen („non-fungible-Tokens“) verspricht die aktuelle Jahresauflage des SCAF wiederzugeben. Alexandru Chituță unterstreicht die Bedeutung des Ausnahme-Angebots mit der geballten Unterstützung von über 20 Botschaften und diplomatischen Büros in Rumänien, die sich der veranstaltende Verein Brukenthal von Studio vorausschauend zu sichern vermochte. Der länderbezogene Fokus des Festivals wird derzeit auf die Republik Moldau und Polen gerichtet, und für 2024 stellt der Direktor des Brukenthalmuseum gar eine kubanische Gast-Expo in Aussicht. Was Hermannstadt in Kürze im Frühherbst zu zeitlich befristeter Ausstellung als Leihgabe unter freiem Himmel und in allen Teilräumen des Brukenthalmuseums erhält, stammt von bis zu fünf Kontinenten und genießt die Schirmherrschaft des Rumänischen Außenministeriums. Das SCAF hat größte Chancen, in der regionalen Routine als weltweite Rundtischbegegnung erster Klasse von Künstlern, Kuratoren, Architekten und Intendanten von Museen für zeitgenössische Kunst verankert zu werden. Partner ist auch das jüngst wegen dürftigen Reagierens auf Sparmaßnahmen-Vorschläge in die Kritik geratene Kulturministerium. Den Festival-Wein bestellt hat Chituță schon mal vorsorglich in Senndorf/Jelna, dem nördlichsten Winzerort Siebenbürgens.