Mühle-Haus rückt erneut in den Fokus

„HoT: spot Elisabetin!“ findet an diesem Wochenende statt

Temeswar – Dem Verfall ausgesetzt, doch nicht vergessen: Auf das Haus des ehemaligen Floristen Wilhelm Mühle, das sich in einem fortgeschrittenen Degradierungszustand befindet, weisen seit Donnerstag zwei Banner hin, die an dem Zaun der sich in Privatbesitz befindenden Immobilie angebracht worden sind. Die Illustration zeigt das Haus, aus dem eine Rose blüht, daneben sitzen ein Mann und eine Frau. „Ich hoffe aus ganzem Herzen, dass ihr mich nicht vergessen habt, meine Lieben. Ich möchte wieder erblühen“, steht darunter geschrieben.

Die beiden Banner, die der Verein „Prin Banat“ an den Zaun, der das Gelände des ehemaligen Mühle-Grundstücks umgibt, angebracht hat, sind von dem Künstler Andrei Puică geschaffen worden. „Wenn ein Haus nicht mehr bewohnt wird und wenn seine Geschichte nicht mehr erzählt wird, dann ist es zum Vergessenwerden verurteilt, seine Identität geht verloren. Deswegen ist es für uns wichtig, im Rahmen des Projekts ´Heritage of Timişoara´ so viele  Informationen wie möglich über die historischen Gebäude von Temeswar zu sammeln, aber auch über jene Menschen, die diese Häuser bewohnt haben“, heißt es auf der Facebook-Seite von „Prin Banat“. Seit 2017 verlagert sich das Projekt „Heritage of Timișoara“ (Kulturerbe Temeswars) stets in ein anderes historisches Stadtviertel, wo das bebaute Erbe und die ehemaligen Bewohner der Stadt in den Mittelpunkt der Gespräche rücken. An diesem Wochenende ist die Elisabethstadt der zentrale Veranstaltungsort für das Event „HoT: spot Elisabetin!”, bei dem die Besucher heute und morgen eine Ausstellung am Lahovary-Platz/Piaţa Bălcescu bewundern sowie Postkarten mit Illustrationen von Gebäuden aus der Elisabethstadt in die ganze Welt verschicken können. Auch andere Aktivitäten, wie zum Beispiel eine Sticker-Jagd oder verschiedene Workshops, sind geplant.

Durch das Anbringen der beiden Banner am Zaun des Mühle-Geländes wollen die Initiatoren den historisch wertvollen Bau erneut in den Mittelpunkt der Gespräche rücken lassen. Laut einem Gerichtsbeschluss ist der Hausbesitzer gezwungen, das Haus zu seiner ursprünglichen Form zurückzuführen. Der Kreisrat hatte im Frühjahr für die Enteignung in diesem Fall plädiert, doch nichts von dem geschah. Der Hausbesitzer versprach dem Bürgermeister Nicolae Robu im Monat Juli, das Gerichtsurteil umzusetzen, sofern die Enteignung nicht stattfindet. Auch davon ist bisher nichts geschehen und die Immobilie aus dem 19. Jahrhundert ist weiterhin dem Verfall ausgesetzt. Das Gebäude befindet sich seit dem Beginn der Jahre 2000 im Besitz einer Roma-Familie, die vor einigen Jahren sogar begonnen hatte, es abzutragen. Erst dann wurden die Behörden auf das Problem aufmerksam.